Liesborn (mw/bb). Und dann sitzen sie im Festsaal des Museums Abtei Liesborn auf Stühlen und Sitzkissen. Schauen gebannt zu den drei Musikern, die fast eins werden mit ihren Instrumenten. Mit geschlossenen Augen nimmt das Publikum die Melodien auf und alles verschmilzt zu einem unbeschreiblichen Ganzen: Improvisation ist nicht perfekt, denn genau das macht sie ja aus: Sie ist menschlich, sie geht ans Herz.




Das Kinderkonzert „Jazz and more“ reiht sich ein in die Bestrebung der „Liesborner Museumskonzerte“, klassische Musik und ihre Instrumente an ein junges Publikum zu vermitteln. Dabei haben die Organisatoren mit Kunstvermittlerin Clara Hütterott einen Glücksgriff gelandet: Die Moderatorin begrüßte mit dem Frank Dupree Trio nicht nur drei Vollprofis im Refektorium des Museums Abtei Liesborn, sondern auch viele kulturinteressierte Familien. Kann man Kinder 60 Minuten lang mit Musik fesseln, die nicht auf ihrer digitalen Spotify-Playlist steht? Gershwin, Ravel, Kapustin, Debussy und Strawinski sind nicht in den Top 100 der Single-Charts – zumindest nicht in der aktuellen Zeit. Eigentlich schade, denn die fünf genannten Komponisten schaffen etwas, was heutzutage nicht mehr oft gelingt: Sie hinterlassen Eindruck, und zwar einen bleibenden. In der „analogen“ Playlist von Frank Dupree (Klavier), Jakob Krupp (Bass) und Obi Jenne (Drums) stehen die Vertreter der Jazz-Musik sicher ganz weit oben. Und spätestens nach diesem Konzertvormittag in Liesborn sind Worte wie „Improvisation“ und „Jazz“ auch den Kindern vertraut, denn sie standen als Zielpublikum im Mittelpunkt des „Kinderkonzerts“.
Nie waren 60 Minuten kurzweiliger. Was ist eigentlich „Improvisation“, können Klaviere Wasser kochen und kann man mit einem XXL-Kontrabass in einem ICE reisen? Mit Humor und Spielfreude vermittelten Moderatorin Clara Hütterott und das Frank Dupree Trio ihre Liebe zur Musik an das junge Publikum. Diese sei wie ein Lego-Set und müsse natürlich erst zusammengebaut werden. Ein Legostein alleine? Daraus kann man noch nicht so viel bauen. Das Original wird nach den Noten des Komponisten gespielt, aber dann wird es freier, es passiert etwas Unvorhergesehenes. Das ist Jazz – das ist Improvisation. Mal leise, dann laut. Die Kinder verfolgten mit Spannung die Ausführungen der drei Musiker, die berichteten, wie sie selbst zur Musik und zu ihren Instrumenten gekommen sind.


Das Konzept, ein Konzert mit Kulturvermittlung für junge Menschen zu verbinden, geht in diesen Momenten voll auf. Die Musik und ihre Genres könnten wie Schulfächer sein. Mal festen Regeln folgend, wie in der Physik, mal malerisch, wie Kunstunterricht. Zum Finale des Kinderkonzerts spricht Clara Hütterott noch einmal eine Einladung aus, die Augen zu schließen und die Musik einfach wirken zu lassen. Eine glizernde Unterwasserwelt aus Melodien entsteht und nimmt die Konzertgäste noch einmal mit auf eine Reise. Mit dem, was man hört, entstehen Bilder im Kopf. Frank Dupree, Jakob Krupp und Obi Jenne sind in ihrem Element – das sieht und hört man. Mit gemeinsamem Gesang des Publikums singen alle freudig heraus: „Wenn man improvisiert, weiß man nie, was passiert“ , dann mündet das Konzerterlebnis für die Kinder, Eltern und Großeltern in einer lebendingen Zugabe. Spätestens als Frank Dupree dann mit Bongos durch die Sitzreihen geht und dazu animiert, dass die jungen Konzertgäste selbst mitmachen, steht fest: Dieses Konzert der „Liesborner Museumskonzerte“ hinterlässt einen bleibenden Eindruck. „Danke für eure Herzen und danke für eure Ohren“, schließt Moderatorin Clara Hütterott ein unerwartet mitreißendes Kinderkonzert.
Bildergalerie: Kinderkonzert „Jazz and more“ mit dem Frank Dupree Trio





























Fotos/Text: B. Brüggenthies