Wadersloh (mw/bb). Das Gymnasium Johanneum hat am Wochenende sein 100-jähriges Bestehen gefeiert und im Rahmen dieser lang erwarteten Großveranstaltung das neue MINT-Gebäude offiziell eingeweiht. Zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche, Bildung und Schülerschaft nahmen an dem Festakt für die Gebäudeeinweihung teil, die den Auftakt des bunten Schulfestes bildete. Mit dem neuen, zukunftsweisenden Gebäudekomplex ist ab sofort naturwissenschaftliches Arbeiten unter Laborbedingungen möglich.
Der Eingangsbereich des neuen Gebäudes war feierlich geschmückt: Blau-gelbe Luftballons und eine rote Schleife signalisierten, dass hier etwas Besonderes bevorstand. Die Scheren für das symbolische Durschneiden des Bandes lagen schon bereit. 90 Minuten vergingen zwischen dem Beginn der Veranstaltung und dem Moment, als die Türen sich öffneten und die ersten neugierigen Blicke ins neue MINT-Gebäude fielen. Diese anderthalb Stunden waren gefüllt mit Reden und musikalischen Beiträgen, in denen der Weg von der Idee bis zur Fertigstellung nachgezeichnet wurde.


Schulleiter Wolfram Wenner begrüßte die Gäste auf die humorvolle Art: „Wir machen das jetzt mal wie morgens vor der ersten Stunde. Ich weiß nicht, was jetzt kommt:“ In seiner Rede erinnerte er daran, dass bereits vor 1925 Unterricht in Wadersloh stattfand, jedoch an unterschiedlichen Orten. Erst mit dem Bau des heute als Altbau bezeichneten Gebäudes vor 100 Jahren sei der Grundstein für das heutige Johanneum gelegt worden. Am 8. Juli 1925 wurde das Gebäude von dem damaligen Weihbischof Dr. Johannes Scheifes eingesegnet.
Der Vorsitzende des Schulträgervereins, Hermann Krumkamp, betonte die franziskanische Prägung des Gymnasiums: „Das private Gymnasium Johanneum ist aus einer Tradition vom franziskanischen Geist geprägte katholische Schule. Franziskus fordert lebenslanges Lernen, Bereitschaft, die klingenden Vorstellungen hinter sich zu lassen und neue Wege zu suchen. Verzicht auf Besitzdenken und Machtpositionen, genaues Hinschauen und Hinaufhören.“





Das Schulorchester unter der Leitung von Martin Große Hundrup setzte in der Feststunde zur inoffiziellen Schulhymne „Laudato si, o mi Signore“ an. Der Anfang des Sonnengesangs von Franz von Assisi stand sinnbildlich für die Dankbarkeit gegenüber allen, die das Jubiläum und das neue Gebäude möglich gemacht haben. Unter den jungen Musikerinnen und Musikern befanden sich auch zwei Gäste aus Taiwan, die im Rahmen des Schulaustauschs zu Gast in Wadersloh waren. Gemeinsam studierten die Schülerinnen und Schüler auch ein selbst komponiertes neues Schullied ein, welches mit tosendem Applaus belohnt wurde.
Teil einer bunten Gesellschaft: NRW-Schulministerin Dorothee Feller ermutigte zum aktiven Mitgestalten des Schulalltags
Die NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) rief in ihrer Festrede zur Stärkung der Bildung als Grundlage gesellschaftlichen Zusammenhalts auf: „Bildung ist nicht nur die wichtigste Ressource, die wir in unserer Gesellschaft haben. Bildung ist der Grundstock für unser gesellschaftliches Leben. Sowohl für unsere Wirtschaft als auch für den sozialen Zusammenhalt. Bildung bedeutet Teilhabe an unserer Gesellschaft. Oder wie Sie es, glaube ich, an einer Stelle an Ihrer Schule auch stehen haben, ich bin Teil einer bunten Gesellschaft. Bildung bedeutet auch, Menschen zu befähigen, ihre Rechte wahrzunehmen und sich in die Demokratie einzubringen. Und das ist gerade in der heutigen Zeit so wichtig. Liebe Lehrkräfte und alle am Schulleben Beteiligten, daher ist Ihre Arbeit, Ihr Beruf für unsere Gesellschaft so bedeutsam. Schön, dass Sie da sind. Schön, dass es Sie gibt.“

Ministerin Feller erinnerte zugleich an die Bedeutung von Demokratiebildung in der Schule. Sie ermutigte die Schülerinnen und Schüler: „Nutzt die Möglichkeit, euch an dieser Schule aktiv einzubringen und sie mitzugestalten.“ Ein besonderes Augenmerk legte sie auf die Rolle der Lehrkräfte im MINT-Bereich: „Das neue MINT-Gebäude lebt vor allem von Ihnen, liebe Lehrkräfte, und Ihrem Unterricht. Denn Sie sind es, die die Kinder und die Jugendlichen für die MINT-Fächer begeistern, indem sie den Unterricht anschaulich und lebensnah gestalten. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Land auch die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und Lehramtsanwärtern und Lehramtsanwärterinnen im MINT und aktuell vor allem im technischen Bereich fördern.“
Zum Abschluss ihrer Rede blickte die Schulministerin hoffnungsvoll in die Zukunft: „Mit der heutigen Einweihung des neuen MINT-Gebäudes öffnen Sie heute ein neues Kapitel in der Geschichte Ihrer Schule. Und wer weiß, vielleicht schauen wir in 25 Jahren zurück auf die Einweihung des neuen Gebäudes und stellen fest, dass aus ihm zahlreiche tolle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein- und ausgegangen sind und vielleicht ist auch von euch jemand wie die Schülerin und Schüler dabei.“
Bürgermeister Christian Thegelkamp spannte den Bogen zur Baugeschichte: „Der Glaube an das Johanneum war durchaus von Beginn an da, aber die finanzielle Sicherheit leider nicht.“ Er erinnerte an einen historischen Spendenbeitrag aus den USA: „Ein Wadersloher Pfarrkind, Generalvikar Broerken aus Kansas City, half mit einer Spende von 10 Dollar, entscheidend die Finanzierung zu sichern.“ Dabei verwies Thegelkamp auch auf die Dimension der damaligen Hyperinflation: „Der Wechselkurs für einen Dollar lag im November 1923 bei 4.210.500.000.000 Mark. […] Eine unglaubliche Zahl, die deutlich die finanzielle Unsicherheit der damaligen Zeit vor Augen hat.“




Für Landrat Dr. Olaf Gericke vereint das Johanneum zwei zentrale Werte: „Auf der einen Seite, wenn man hier hinkommt, sieht man das franziskanische Kreuz, man weiß, es gibt ein festes Fundament, auf dem diese Schule steht. […] Und auf der anderen Seite weihen wir diesen MINT Campus ein, der für nichts anderes steht, für eine ungeheure Entwicklung, die wir gerade durchleben, mit der Digitalisierung, vor allem mit der künstlichen Intelligenz.“ Mit einem Apfelbaum-Gutschein setzte Gericke ein symbolisches Zeichen: „Der Baum steht für die Zukunft und der wird irgendwann mal so groß werden, dass die Kinder und Kindeskinder irgendwann darunter stehen und sich daran erfreuen.“
Die Schülervertretung, vertreten durch Jona Westkemper und Mirja Köhler, bedankte sich bei allen Beteiligten: „Der Neubau des MINT-Gebäudes wird uns und den kommenden Schülergenerationen gute Rahmenbedingungen schaffen. […] 100 Jahre Johanneum, hunderte Geschichten, Erinnerungen und Momente. Wir wollen heute mit Ihnen allen, euch allen, diese Schule feiern. Auch die nächsten 100 Jahre. Danke.“





Auch das geistliche Fundament wurde gestärkt: Pastor Frank Weilke, Bruder Augustinus (ofm) und Pfarrerin Mandy Liebetrau segneten das neue Gebäude in ökumenischer Verbundenheit: „Wir bitten dich um deinen Segen. Lass an diesem Ort deine Kraft, deinen Heiligen Geist, deine Inspiration wirken. Verbinde an diesem Ort Menschen und ihre Ideen miteinander, sodass daraus Gutes entsteht.“ Sie erinnerten daran, dass sich Glaube und Wissenschaft nicht ausschließen, sondern ergänzen: „Denn das ist ja das Wunderbare, dass wir Menschen eben nicht alles schon wissen. Wir werden auch nie wirklich alles wissen. Auch mithilfe der KI nicht.“ Am Ende überreichten die Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden ein franziskanisches Tau-Kreuz als Zeichen des Segens und der spirituellen Verankerung der Schule.



Mit der Einweihung des MINT-Campus setzt das Johanneum zum nächsten Jahrhundert an. Verwurzelt in einer starken Tradition und bereit, Bildung auch künftig innovativ und verantwortungsvoll zu gestalten. Mit Führungen durch das neue Gebäude endete der offielle Teil des Schulfestes und das bunte Schulfest begann. | Weiterer Beitrag folgt.
Hintergrund
Der symbolische erste Spatenstich für das neue MINT-Gebäude erfolgte am 5. Juli 2024, exakt ein Jahr vor der feierlichen Einweihung. Die Gesamtkosten des Projekts beliefen sich auf rund 1,7 Millionen Euro. Davon übernahm das Land NRW 985.000 Euro im Rahmen einer Schulbau-Förderung im Zuge der G8/G9-Umstellung. Die Gemeinde Wadersloh steuerte rund 700.000 Euro bei. Die Förderung des Landes NRW ist die größte Einzelförderung für ein Projekt, die die Gemeinde Wadersloh seit ihrer Gründung 1975 erhalten hat.
Fotos/Text: B. Brüggenthies
