Wadersloh/Diestedde (mw/bb). In den letzten Monaten kamen immer die Lehrerinnen und Lehrer zu Wort, jetzt sind die Schüler an der Reihe. Am ersten Schultag nach den Sommerferien gehört Corona weiterhin zum Alltag der Schülerinnen und Schüler in den Wadersloher Ortsteilen. Als einziges Bundesland hat NRW für die weiterführenden Schulen eine Maskenpflicht auch während des Unterrichts eingeführt. Wie gehen Schüler mit dieser Situation um? Mein-Wadersloh.de hat mit Familie Weber über den ersten Schultag gesprochen.
„Die letzten Monate waren anstrengend“, sagt Kerstin Weber und erinnert sich an den ersten Lockdown und die Schulschließungen zurück. Die Diestedderin hatte seit Ausbruch der Corona-Pandemie alle Hände voll zu tun. Nicht nur für sie, sondern auch für ihre drei Töchter Lana, Nele und Mia bedeutete die Corona-Zeit eine große Umstellung. Dem Schulbeginn nach den großen Ferien blickten die vier Diestedderinnen aber mit großer Freude entgegen: Endlich wieder die Schulfreunde sehen und etwas Abwechslung! Wenn doch bloß die blöde Maske nicht wäre.
Spielverabredung via WhatsApp-Videochat
Nesthäkchen Mia ist seit heute in der 4. Klasse. In ihrem großen Rucksack freuen sich die neuen Schulbücher darauf, gelesen zu werden. Cool trägt sie ihre Maske auf dem Schulweg im Gesicht: „Ein bisschen dran gewöhnt habe ich mich daran schon. Ich bin aber auch froh, dass wir die Masken nicht im Unterricht tragen müssen“, sagt sie. Nach den Ferien bei Oma und Opa ging es heute Morgen um 7.30 Uhr gut erholt in den Unterrichtstag nach den Sommerferien. Heute stand erst einmal ein „Warming-up“ auf dem Stundenplan: Malen und Spielen. Erst einmal wieder „ankommen“ in der Schule. Nach der 4. Stunde gab es hitzefrei! – „Das kann bitte gerne so bleiben“, macht Mia und zeigt stolz ihren neuen Stundenplan. Vor den Ferien war der Regel-Unterricht kaum möglich. Auch Treffen mit Freunden waren nur selten machbar. „Wir haben uns via Video bei WhatsApp zum Spielen verabredet. Das hat auch viel Spaß gemacht“, sagt Mia.
Mias große Schwestern Lana und Nele gehen zur Sekundarschule Wadersloh. Lana ist in der 10. Klasse, also der Abschlussklasse, Nele geht in die 8. Klasse. Für beide bedeutet das: Maskenpflicht – Auch während des Unterrichts. Vor den Ferien gab es auch schon mal Video-Unterricht. Zum Beispiel Englisch und Mathe. Beim Präsenzunterricht vor Ort war heute die Maske das beherrschende Thema. „Wir waren froh, dass wir zwischendurch kurze Maskenpausen machen konnten. Bei der Hitze war das schon eine ganz schöne Belastung. Vor allem für Schüler, die etwa Migräne haben“, berichtet Nele vom 1. Schultag.
Für Lana ist heute das letzte Schuljahr angebrochen. Die 10-Klässlerin möchte im kommenden Jahr eine Ausbildung beginnen und hofft, dass sie den verpassten Schulstoff schnell nachholen und eine Ausbildungsstelle findet: „Meine Klassenlehrerin unterstützt mich ganz gut und ich denke, dass wir das schaffen“, sagt sie optimistisch. Kurz vor dem Lockdown hatte sie gerade erst ein Betriebspraktikum absolviert. Berufsmessen sind im Jahr 2020 fast überall abgesagt worden. Die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen aber überall.
Der neue Schulalltag in Wadersloh
Die Gemeindeverwaltung Wadersloh hatte in der vergangenen Woche über die Hygiene- und Schutzvorkehrungen informiert. In der Praxis sieht das so aus: An der Sekundarschule gibt es ein Einbahn-System. In den Klassen selbst gibt es feste Plätze, damit jederzeit alles nachverfolgt werden kann, sollte es zu einem Corona-Ausbruch kommen. „Unsere Lehrer achten sehr genau darauf und nur wer ein ärztliches Attest hat, darf die Maske nur über dem Mund tragen“, berichten Nele und Lana. Auch beim Stundenplan hat sich das ein oder andere verändert. So gibt es anstatt Religionslehre Ethikunterricht und der Sport wird derzeit nach Draußen verlegt. „Bei 30 Grad ist das eine Herausforderung. Wir machen derzeit Leichtathletik, da Kontaktsport aufgrund der Coronasituation nur schwer umsetzbar ist“, berichten die Schülerinnen. Auch in der Mensa gibt es eine feste Sitzordnung und einen Zeitplan. Vorher steht Händewaschen und Desinfizieren auf der Tagesordnung.
Die drei Schwestern haben vor allem einen Wunsch: Die Lockerungen der Maskenpflicht. „Bei der Wärme ist das eine Zumutung. Zumal es in unserem Klassenzimmer keine Klimaanlage gibt“, sagt Lana. Nele wünscht sich vor allem weiterhin eine gute Unterstützung und Verständnis von den Lehrern: „Ich hoffe, dass wir aufgrund der Lage viele Hilfestellungen bekommen, um das Schuljahr zu meistern. Alles in allem freue ich mich aber, dass ich mich wieder vor Ort mit meinen Mitschülern austauschen kann. Das hat mir sehr gefehlt.“ Und was sagt Mia? „Ich möchte in der 4. Klasse ganz viel lernen und möglichst wenig die Maske tragen.“
Corona schränkt auch die Arbeit des Fördervereins ein
Mutter Kerstin würde es begrüßen, wenn alle Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit bekommen könnten, digitalen Fernunterricht zu nutzen. Da die Familie nur einen PC hat, wäre das bei den drei Töchtern derzeit aber nicht möglich. In der Schule selbst stehen für Gruppenarbeiten in den Klassen iPads zur Verfügung. Als Vorstandsmitglied des Fördervereins der Grundschule in Diestedde spricht sie dann aber einen weiteren wichtigen Punkt an: Durch die Schulschließungen und Veranstaltungsabsagen hat der Förderverein keine Einnahmen generieren können in diesem Jahr. „Waffelnbacken zum Abschluss, Einschulungscafé… das ist alles abgesagt worden. Wir hoffen, dass wir einige Spenden verzeichnen können und vor allem auch Mitstreiter finden für unsere weitere Fördervereinsarbeit zugunsten der Schüler.“
Corona hat viel durcheinandergewirbelt. Maskenpflicht hin oder her: Bis mindestens Ende August gehört sie mit zum Schulalltag, wenn morgens um 7.30 Uhr die 1. Stunde beginnt. Auf der anderen Seite ist der Präsenzunterricht für Eltern eine Erleichterung und für die Schüler bedeutet der Unterrichtsbesuch endlich wieder Lernen und zwischenmenschliche Kontakte pflegen.
Fotos/Text: B. Brüggenthies