Wadersloh (mw/bb). Keine Mehrheit hat am Mittwochabend der FWG-Antrag zur Umbenennung der Wadersloher Sportanlagen an der Winkelstraße erhalten. Mit einem Schreiben vom 14. März beantragte die FWG die Umbenennung aufgrund der strittigen Vergangenheit des Sport-Funktionärs Carl Diem während des NS-Regimes.
Gegen eine Umbenennung sprach sich insbesondere Dr. Ulrike Keitlinghaus (CDU) aus. „Die Verdienste sind entscheidender als die Verfehlungen“, so Keitlinghaus. Zuvor führte sie auf, dass Diem zwar seit 1943 Kenntnis vom Holocaust hatte, aber sich als Sportfunktionär, u.a. mit Verantwortung der Ausrichtung der olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin, auch positiv verdient gemacht habe. In der Abwägung wurde unter anderem hervorgehoben, dass Diem Mitinitiator der Sporthochschulgründungen in Berlin und Köln gewesen sei und den Vorläufer der Bundesjugendspiele etabliert habe. Negativ bewertet wurde hingegen eine Rede vor der Hitlerjugend, in der Diem kurz vor Kriegsende zum Widerstand gegen die Rote Armee aufrief. Dr. Keitlinghaus verwies ausserdem auf Diems Ehefrau, die jüdische Wurzeln gehabt habe und darauf, dass Diem niemals Mitglied der NSDAP gewesen sei und demzufolge als „politisch unzuverlässig“ galt.
Bei der anschließenden Abstimmung votierte die Mehrheit der Ausschussmitglieder (8x Ja, 3x Nein, 2x Enthaltungen) gegen den Antrag auf Umbenennung der Sportanlagen. Somit bleiben Sporthalle und Sportplatz weiterhin nach Carl Diem benannt.
UPDATE vom 16. Mai: Rudolf Luster-Haggeney (CDU) wies die Redaktion darauf hin, dass es 8 „Ja-Stimmen“ und nicht 7 „Ja-Stimmen“ für die Antragsablehnung gab. Die Zahl wurde entsprechend geändert.
Fotos/Text: B. Brüggenthies