Liesborn (mw/bb). Gleich drei Gründe zum Feiern bot der Pfingstsonntag in Liesborn: Der Schützenverein Liesborn e.V. beging sein 75-jähriges Bestehen und das in unmittelbarer Nähe zu dem Ort, an dem am 8. Juni 1950 die Geburtsstunde des Traditionsvereins schlug. Mit einer Dankesmesse in der Abteikirche Ss. Cosmas und Damian einem Sektempfang in der Kulturremise und einem festlichen Beisammensein samt König-der-Könige-Schießen wurde das Jubiläum würdig gefeiert.
75 Jahre Schützenverein bedeuten 75 Jahre lebendiges Vereinsleben
„Das Wetter ist heute nicht gerade festlich bestimmt, aber auch Weihnachten feiern wir bei grauem Himmel – und trotzdem ist es ein Geburtstagsfest der Freude und Gemeinschaft und der Wärme“, eröffnete Oberst Ingo Grüter seine Rede zum Schluss der gut besuchten Dankesmesse, die musikalisch von der Feuerwehrkapelle Liesborn gestaltet wurde und dem Gottesdienst einen festlichen Rahmen verlieh. Der Pfingstsonntag sei der eigentliche Geburtstag des Schützenvereins-Jubiläumsjahres: „Eine Feier unter uns, mit den Menschen, die den Verein tragen.“ Die große Jubiläums-Sause mit befreundeten Schützenvereinen folge im Juli. Mit Blick auf die Vereinsgeschichte sagte Grüter: „75 Jahre Schützenverein, das bedeutet 75 Jahre lebendiges Vereinsleben, Kameradschaft, Einsatz und Zusammenhalt.“ Aktuell zählt der Verein rund 950 Mitglieder, was ein Ausdruck gelebter Gemeinschaft sei.





In seinem Dankeswort schlug Pfarrer Martin Klüsener einen Bogen zwischen Geschichte, Glauben und sogar einem persönlichen Jubiläum. „Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche“, erklärte er eingangs. Dass ausgerechnet an diesem Tag auch der Schützenverein Liesborn seinen 75. Geburtstag feiere, passe daher ganz wunderbar. Für ihn selbst war der 8. Juni zudem ein besonderer Tag: Vor exakt 22 Jahren wurde er im Paulus-Dom zu Münster zum Priester geweiht. Mit einem Augenzwinkern fasste Klüsener den dreifachen Festanlass zusammen: „Also gleich drei Geburtstage – das ist doch ziemlich super!“ Dass er seine Berufung nie bereut habe und die Hälfte seiner priesterlichen Tätigkeit in der Pfarrei St. Margareta verbringen durfte, sei für ihn ein großes Geschenk. Zugleich sprach er allen Beteiligten seinen herzlichen Dank für die Gestaltung der Heiligen Messe zum Schützenvereins-Jubiläum aus.
Sektempfang in der historischen Kulturremise
Im Anschluss an die Messe versammelten sich die Gäste zum Sektempfang in der Kulturremise. Die Wahl des Ortes sei bewusst getroffen worden, erklärte der 1. Vorsitzende Werner Tyrell im Interview mit MW: „Diese Scheune ist älter als unser Verein – sie hat Geschichte und bietet einen passenden Rahmen für dieses besondere Fest.“ Im Gespräch blickte Tyrell zurück auf die Vereinsgründung, die am 8. Juni 1950 im Saal Millentrupp (heute Sparkasse) erfolgte. „Damals sagte Bürgermeister Wecker einfach: ‚Sollen wir einen Verein gründen?‘ Und alle antworteten: ‚Ja‘ – das war die Geburtsstunde unseres Vereins.“ Die Wurzeln des Schützenwesens in Liesborn reichen jedoch noch weiter zurück: Bereits 1538 sei laut einer Inschrift im Museum von einem Vogelschießen die Rede. Tyrell lobte die starke Einbindung junger Menschen und die enge Zusammenarbeit der Schützenvereine in der Gemeinde: „Jeder Ort hat einen tollen Verein, und wir arbeiten wirklich gut zusammen.“ Auch die Feuerwehrkapelle, die erneut musikalisch aufspielte, trug zum gelungenen Ablauf bei.






Der Weg von der Kirche zur Remise zeigte zudem: Auch die Liesborner Vereine sind eng miteinander verflochten. Die gemeinsamen Heimatwurzeln festigen das Miteinander. Das zeigte nicht nur die Vielzahl der Bannerabordnungen der Vereine, sondern auch das Gastgeschenk des Hegerings Liesborn-Diestedde: Ein westfälischer Eichenbaum, der kommende Generationen im Liesedorf begleiten soll.
Das anschließende „König-der-Könige“-Schießen, das nach dem Sektempfang rund um das Festzelt am Abteiring stattfand, gewann Fabian Frigge. Der Auftakt zum Jubiläumsjahr ist damit geglückt. Die große Feier mit befreundeten Vereinen folgt im Juli.
Lese-Tipp: Zum Jubiläum des Schützenvereins Liesborn ist eine umfassend bebilderte Festschrift mit vielen Informationen erschienen. U. a. kommen dort auch Gründungsmitglieder des Vereins zu Wort.
Interview mit Werner Tyrell, 1. Vorsitzende des Schützenvereins Liesborn
MW: 75 Jahre Schützenverein Liesborn, ein festlicher Anlass hier, in unmittelbarer Nähe zum offiziellen Gründungsort damals. Wenn man jetzt zurückblickt, was macht den Schützenverein Liesborn so besonders?
Werner Tyrell: „Ich würde erst mal ganz kurz zurückblicken. Wir durften gerade eine sehr fulminante Messe erleben. Und zwar nicht nur hat heute der Schützenverein Geburtstag, sondern Pfingsten ist ja auch die Geburtsstunde der Kirchengemeinde. Also hatten wir schon zwei Geburtstage. Und gleichzeitig hat sich herausgestellt, dass unser Pastor Klüsener heute auch noch seine Priesterweihung in Münster hatte vor 22 Jahren. Also ein drittes Fest. Ja, und das macht natürlich Sinn, jetzt einen Sektempfang hier in unserer Kulturremise in Liesborn zu halten, sodass man sagen kann, wir feiern jetzt schön. Und wir wollen jetzt hier als Liesborner feiern, sodass wir hier wirklich heute einen schönen Tag haben und versuchen, dann auch nochmal unsere Freunde in Diestedde zu besuchen, wo heute auch ein fulminantes Schützenfest sein wird.“
MW: Wir spulen die Zeit etwas weiter zurück. Was war die Idee damals, als man den Schützenverein gegründet hat vor 75 Jahren?
Werner Tyrell: „Die Historie des Schützenvereins Liesborn geht ja noch viel weiter. Das Schützenwesen gibt es seit 1538. Da gibt es eine Inschrift im Museum, die man findet, wo drinsteht, dass zum Vogelschießen 17 Schillinge ausgegeben wurden. Die Historie ist deswegen schon so alt, weil wir natürlich auch früher einen Kriegerverein hier im Dorf hatten. Aber wie die Wirren des Krieges so waren, war die Möglichkeit, diesen Verein weiterzuführen, nicht gegeben. Und 1950 stellten die Liesborner Bürger fest, wir brauchen ein Dorffest. Wir brauchen etwas, wo man sagen kann: Heimat muss wieder erlebt werden. Und so war es relativ einfach, dass bei einer Versammlung nur eine Frage gestellt wurde, durch den damaligen Bürgermeister Wecker: „Sollen wir einen Verein gründen. Und alle sagten, Ja!“ Das war die Geburtsstunde vor 75 Jahren. Damals dort im Gasthof Millentrupp, wo jetzt die Sparkasse ist. Wir sind geboren worden vor 75 Jahren und heute wird gefeiert.„
MW: Wie blickt man denn auch als erster Vorsitzender eines so traditionsreichen Vereins jetzt auf den Gesamtverein?
Werner Tyrell: „Also festzuhalten ist, jeder Ort unserer Gemeinde ist stark. Jeder Ort hat einen tollen Schützenverein. Wir haben eine Gruppe, wo alle Vorsitzenden miteinander agieren und wirklich aktiv was machen. Und das ist wirklich wunderbar. Und das spricht für uns Liesborner natürlich auch. Wir haben einen Schützenverein, jetzt hören wir gerade im Hintergrund die Feuerwehrkapelle. Es funktioniert einfach in unserem Dorf. Und das ist das, was auszeichnet.“
Fotos/Text: mw/bb.