Liesborn (mw). Klöster und Stifte haben die Geschichte Westfalens in einzigartiger Weise geprägt. Seit der fränkischen Eroberung und Missionierung im 8./9. Jahrhundert entstanden an vielen Orten der Region monastische Gemeinschaften, die zu Keimzellen von Siedlungen, Konzentrationspunkten der Wirtschaft und Zentren der Bildung wurden. Dabei waren es gerade im frühen Mittelalter oftmals Frauen, die als Stiftsdamen oder Nonnen ihre Umgebung gestalteten.
Im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ lädt deshalb die Klosterlandschaft Ostwestfalen-Lippe in Kooperation mit der Klosterlandschaft Westfalen-Lippe zu einer multimedialen Veranstaltungsreihe ein, die 12 bedeutende Klosterorte der Region an 12 Terminen miteinander verbindet und sich aus 12 unterschiedlichen Blickwinkeln dem gemeinsamen Thema „Klöster gestalten Westfalen in Geschichte und Gegenwart“ widmet. Hierzu konnten zahlreiche Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Fachrichtungen gewonnen werden, die den Besucherinnen und Besuchern die Welt der abendländischen Klöster gestern und heute näherbringen. „Es geht um die Sichtbarmachung und Verlebendigung des vielfältigen klösterlichen Erbes in Westfalen-Lippe“, erläutert Projektkoordinator Hans Hermann Jansen von der Gesellschaft der Musikfreunde, „um Impulse in einer historischen Tradition für eine moderne plurale Gesellschaft.“
Am kommenden Freitag, dem 23. Mai 2025, um 19 Uhr macht die Reihe Station im Museum Abtei Liesborn – mit seinem Gründungszeitraum im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts eine der ältesten Klosteranlagen in Westfalen. Dort läuft gerade die Sonderausstellung „Die Erfindung Westfalens – Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“, in der die älteste zusammenfassende Geschichtsdarstellung der Region erstmals öffentlich gezeigt wird. Was liegt da näher, als dass sich Museumsleiter und Mittelalterhistoriker Dr. Sebastian Steinbach dem Vortragsthema „Klosterchroniken – Wie Nonnen und Mönche die Wahrnehmung westfälischer Geschichte gestalteten“ annimmt. Es geht gemeinsam auf eine Zeitreise von der ersten Erwähnung der Westfalen in den Fränkischen Reichsannalen des Jahres 775 bis zu den humanistischen Chronisten des 15. Jahrhunderts (und etwas darüber hinaus). Dabei wird deutlich, welche zentrale Rolle den Klöstern und Stiften für die Geschichtswahrnehmung gerade der ersten Jahrhunderte zukommt und welchen Quellenwert die jeweiligen Geschichtswerke besitzen. „Historiographische Texte entstanden in den Klöstern nicht grundlos und verfolgten zumeist einen bestimmten Zweck“, verrät Dr. Sebastian Steinbach, „diese Entstehungshintergründe zu erforschen, ist genauso spannend wie der Inhalt der Texte selbst.“
Musikalisch umrahmt wird der Vortrag von Max-Lukas Hundelshausen und dem Gitarristen Ozan Coşkun. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen zu allen Vorträgen gibt es unter www.klosterlandschaft-zeitreise.de sowie in einer die Vorträge begleitenden Broschüre, die kostenlos in den Klöstern und den Tourist-Informationen der beteiligten Kommunen zu erhalten ist. Das Projekt wird von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ gefördert. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Weitere Förderer der Festivalreihe sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der Sparkassenverband Westfalen-Lippe und die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung.
Quelle: Museum Abtei Liesborn