Liesborn (mw). Wie schrieb man eigentlich, bevor es Computer und Drucker gab? Am Samstag, 12. Juli, kann man das im Museum Abtei Liesborn bei einem Kalligrafie-Workshop selbst ausprobieren. Unter Anleitung von Referent Martin Heickmann entdecken die Teilnehmenden dabei die faszinierende Welt der mittelalterlichen Buchkunst an den beiden Highlight-Objekten des Museums, dem in karolingischer Minuskel geschriebenen Liesborner Evangeliar aus dem 11. Jahrhundert und der „Historia Westphaliae“, die der Liesborner Mönch Bernhard Witte um 1500 in der Bastarda-Schrift verfasst hat. Der Workshop von 14 Uhr bis 16.30 Uhr bietet eine praktische Einführung in die gotische Textura – einer gewebeartigen Buchschrift, die ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert erlebte und somit zwischen karolingischer Minuskel und Bastarda liegt. Natürlich wird auch ein Blick in das Liesborner Evangeliar und die „Historia Westphaliae“, die in der aktuellen Sonderausstellung „Die Erfindung Westfalens“ zu sehen ist, geworfen.
Als Schreibwerkzeug werden zwar keine Gänsekiele wie im Mittelalter üblich verwendet, wohl aber Federhalter mit Bandzugfeder und Tinte, die vom Referenten zur Verfügung gestellt werden. Freude und Spaß am Tun stehen im Vordergrund. Für die Teilnahme am Workshop ist eine Anmeldung erforderlich. In der Teilnahmegebühr von 15 Euro sind die Materialkosten sowie der anschließende öffentliche Vortrag enthalten.
Um 17 Uhr folgt der öffentliche Vortrag „Feder und Tinte – Die Geschichte hinter den Buchstaben“ von Martin Heickmann. Seit über 30 Jahren sammelt er alles rund um das Thema Schreibkultur von Stilus und Wachstäfelchen der Römer über Tintenfässchen in jeglicher Form bis zu industriell gefertigten Stahlfedern. Seine Sammlung ist in dem von ihm geführten Museum für Schreibkultur in Wiehl ausgestellt. Im Vortrag führt Martin Heickmann das Publikum auf eine spannende Reise durch die Entwicklung des Schreibens von der Antike bis ins Mittelalter. Mit zahlreichen Originalobjekten und unterhaltsamen Anekdoten veranschaulicht er die enge Verbindung zwischen Schreibmaterialien, Werkzeugen und Schriftformen.
Der Eintritt zum Vortrag kostet 4 Euro. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Weitere Informationen unter: www.museum-abtei-liesborn.de
Quelle: Museum Abtei Liesborn