Diestedde (mw/bb). Sektempfang im Rittersaal. Angeregte Gespräche. Stille im Saal. Gespanntes Warten auf den Beginn. Karen Kliewe hat es wieder getan! Der 2. Roman von „Die Brandung“ ist erschienen und damit verbunden gab es eine besondere Premierenlesung mit vielen Überraschungen.
Die Sehnsucht nach dem Meer ist wohl dann am größten, wenn man hier aufgewachsen oder dort gelebt hat. Als Beckumerin ist Karen Kliewe eher das Plätschern der Werse gewohnt, was die Autorin aber nichts davon abhält, über die Ostsee zu schreiben. Warum ihr das leicht fällt und wie sie das Meer mit spannenden Kriminalfällen verbindet, teilte sie anlässlich ihrer Premierenlesung von „Die Brandung – Leichenfischer“ am Samstagabend mit dem Publikum im Schloss Crassenstein.



Der Mühlenbach in Diestedde ist zugegebenermaßen nicht so groß wie die Ostsee, aber am Samstag schürte das Gewässer und die Schlossgräfte die Sehnsucht nach mehr guter Literatur mindestens genauso gut wie die Sehnsucht nach einem erholsamen Aufenthalt im deutsch-dänischen Grenzgebiet. Da, wo die Menschen „Moin“ und „hej“ sagen, fühlte sich Karen Kliewe bei ihren Recherchen zu ihrer Buchreihe besonders wohl. Ob das auch die Protagonisten des 2. Ostsee-Krimi-Reihe „Die Brandung“ von sich behaupten können? Die Aufregung ist groß bei Kommissar Ohlsen und Archäologin Fria Svensson. Frauenleichen im Doppelpack hinterlassen ein großes Mysterium. Auf 416 Seiten setzt Karen Kliewe nach rund einem Jahr die Geschichte um die deutsch-dänische Ermittlungsarbeit um Fria Svensson fort, die mit „Die Brandung – Moorengel“ im Jahr 2024 ihren Anfang nahm.
Für die Premierenlesung entschied sich die Autorin erneut für das Wasserschloss Crassenstein als Austragungsort, und diese Wahl bereicherte die mit Spannung erwartete Lesung mit einer besonderen Atmosphäre. Umgeben von Wasser und der Sage nach erbaut auf den Ruinen einer alten Burg, die einst im Moor versank, war das herrschaftliche Schloss in der westfälischen Provinz vortrefflich geeignet für rund 120 Minuten Hochspannung.
In Kooperation mit dem Buchhändler „BUK“ wurden die druckfrischen Exemplare des neuen Werks zum Verkauf angeboten – auf Wunsch mit persönlicher Widmung der Autorin, der es sichtlich Freude bereitete, mit den Literatur- und Krimi-Fans ins Gespräch zu kommen. Die herzliche Lesungs-Atmosphäre, obgleich des ernsten Krimifalls im Norden Deutschlands beziehungsweise im Süden Dänemarks krönte die Beckumer Autorin mit zwei Überraschungsgästen. Die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Nora Jokhosha sowie Archäologin Lilian Matthes bereicherten den Abend. Letztere ist das Vorbild für die Figur der Fria Svensson und war somit prädestiniert für Einblicke in die Arbeitsweise bei der Mordaufklärung mithilfe der Wissenschaft.


Ein geschriebenes Buch zum Leben zu erwecken und der Spannung stimmgewaltig noch mehr Ausdruck zu verleihen, ist für Nora Jokhosha Teil ihres Berufsalltags. Als Schauspielerin, Synchronsprecherin und Hörbuchsprecherin ist die aus Berlin angereiste gefragt. U. a. sprach sie Felicity Jones in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“. Für die Romanreihe „Die Brandung“ sprach sie die Audible-Hörbücher ein. Die Lesung auf Crassenstein bereicherte sie mit ihrer stimmlichen Präsenz im Dialog mit Karen Kliewe. Somit gelang es, gleich vier Perspektiven in den Romanauszügen LIVE und in Farbe vorzutragen. Der kleine Saal des Schlosses bot dazu eine hervorragende Akustik. Das es dem Publikum gefiel, merkte man auch daran, dass es mucksmäuschenstill war während der leidenschaftlich vorgetragenen Textpassagen. Unterbrochen wurde diese mit kurzen Einblicken in die Arbeitsweise beim Schreiben. Die zusätzlichen Hintergrundinfos gaben der Autorenlesung eine besondere Tiefe. Als kleines Anschauungsobjekt wurde eine Gewandnadel mit Drachenkopf durch die Zuschauerreihen gereicht. Ein mögliches Mordinstrument? Tatort Crassenstein? Keine Angst, dem Publikum geht es gut.
Nach rund zwei Stunden voller Spannung samt Einblicken und Sehnsucht nach dem Meer (aber nicht nach Mordfällen, und wenn ja, dann nur nach literarischen), nahmen sich Karen Kliewe und Nora Jokhosha noch Zeit, um mit den Fans spannender Literatur in Text- und Hörbuchform ins Gespräch zu kommen und sich eine Widmung in den druckfrischen Buchexemplaren als Erinnerung mit nachhause zu nehmen. So wie die beiden Länder Deutschland und Dänemark in ihrem Grenzland viele verbindende Elemente haben, so verband das Publikum an diesem Abend die Liebe zur guten Krimikost einer heimischen Autorin, die einen Blick über den westfälischen Tellerrand wagte. Auch in Diestedde und in Beckum darf man mal „Moin“ sagen und gerne auch einen Blick in das neueste Werk von Karin Kliewe werfen.

Der Roman „Die Brandung – Leichenfischer“ ist im dtv-Verlag erschienen und ab sofort im Handel erhältlich. Die Hörbuchfassung gibt es auf der Plattform „Audible“.
Fotos/Text: B. Brüggenthies