Wadersloh (mw/bb). Trotz des jüngsten Rückschlags nach Bekanntwerden des SMMP-Rückzugs aus dem Gewerbegebiet Centraliapark (MW berichtete in einer Erstmeldung, weitere Medien zogen nach) sieht sich die Wirtschaftsförderung aktuell gut aufgestellt. Wirtschaftsförderin Marie Schmerling berichtete im Rahmen der Ratssitzung am Montagabend von vielen Aktivitäten zur Förderung der heimischen Wirtschaft in der Gemeinde.
Auch wenn die Beschäftigungsstatistiken gut aussehen und die Arbeitslosenquote in Wadersloh weit unter Kreisschnitt liegt, bereitet der Gastronomie-Sektor aufgrund der Corona-Nachwirkungen Sorgen. Einer der wichtigsten Standortfaktoren in der Gemeinde bleibt der Bereich Pflege.
Zahlen stimmen zunächst optimistisch
Das Wirtschaftsförderungsjahr 2022 kann grundsätzlich wohl als Erfolg verbucht werden. Trotz Inflation, Energiesparmaßnahmen und Corona sieht es zumindest statistisch gut für die Gemeinde Wadersloh aus.
Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Gemeindegebiet hat sich zum Vorjahr leicht erhöht (5.624 zu 5.488). 35 Prozent arbeiten im produzierenden Gewerbe, 22 Prozent im Handel/Verkehr/Gastgewerbe und 40 Prozent in sonstigen Dienstleistungen (größtenteils Pflege und pflegenahe Dienstleistungen). Drei Prozent entfallen auf Land- und Forstwirtschaft und Fischerei. Die Zahl der Betriebe stieg von 264 auf 276. Erfreulich: Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,3 Prozent deutlich unter dem Kreiswert (5,3). 192 Wadersloher Bürgerinnen und Bürger galten 2022 als arbeitslos (2021: 219).
Kooperationen mit Kolpingsfamilie und SKW tragen Früchte
Die kommunale Wirtschaftsförderung war vielerlei im Einsatz und arbeitet aktuell im Hintergrund an größeren Projekten. So steht in Kürze die Veröffentlichung eines Unternehmensverzeichnisses bevor, welches zusammen mit der Sekundarschule Wadersloh (SKW) erarbeitet wurde. Hier hegt man seitens der Gemeinde und der weiterführenden Schulen die große Hoffnung, einen Überblick über die Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort bieten zu können, um jungen Menschen ein Hilfsmittel für die Berufswahl vor Ort aufzuzeigen.
Eine gewinnbringende Kooperation war in diesem Zusammenhang auch die Ausrichtung der Berufs- und Studieninformationsmesse im vergangenen Jahr. Mit einem neuen Rekord bei den Ausstellerzahlen konnte in Kooperation mit der Gemeinde Langenberg und dank der immensen Organisationsarbeit der Kolpingsfamilie Wadersloh ein informatives und gut besuchtes Event ausgerichtet werden.
Die Wirtschaftsförderung und der Bürgermeister besuchten darüber hinaus im Jahresverlauf mehrere ausgewählte Betriebe, darunter nicht nur etablierte, sondern auch neu angesiedelte. Hintergrund war die Abfrage, wie es derzeit in der Unternehmerschaft aussieht. Mit nahezu allen interessierten Unternehmen traf man sich ferner im Rahmen des Arbeitskreises „Heimische Wirtschaft“ bei der Firma Berief in Diestedde.
So läuft die Gewerbeflächenvermarktung im „Centraliapark“
Die Gewerbeflächenvermarktung im „Centraliapark“ verzeichne laut Aussage von Marie Schmerling weiter ein sehr hohes Interesse, allerdings zeigten sich nun Auswirkungen des Krieges in Osteuropa und Inflation, was sich in Einbußen bei den Kaufoptionen bemerkbar mache.
Nach dem Erfolgsjahr 2021 mit sieben verkauften Grundstücken (insgesamt 6.577 m²), war auch 2022 mit drei verkauften Grundstücken zunächst vielversprechend. Zuletzt hatte SMMP jedoch einen Rückzug von der Bauabsicht (3.500 m²) im Centraliapark bekannt gegeben (MW berichtete). Nach einem missverständlichen Pressebericht in einer Tageszeitung habe es zudem ein konstruktives Gespräch mit der Firma BBM aus Langenberg gegeben. „Bisher gehen wir davon aus, dass das Investment wie geplant fortgeführt werde. Wir sind guter Dinge, dass alles wie prognostiziert umgesetzt wird“, ergänzte Bürgermeister Christian Thegelkamp den Bericht. Derzeit sind noch rund 22.000 m² Gewerbefläche verfügbar.
Pandemie-Folgen: Gastronomie hat mit Fachkräftemangel zu kämpfen
Ein großes Thema ist derzeit der Fachkräftemangel. Auf Rückfrage von RM Rudolf Winkelhorst (FWG) bestätigte die Wirtschaftsförderung, dass man derzeit vor allem den Gastronomiesektor im Blick habe. Nach mehreren Geschäftsschließungen sind der Gemeinde Wadersloh in Bezug auf den Fachkräftemangel die Hände gebunden, man arbeite aber bereits an Lösungen.
Die Corona-Pandemie habe die Probleme verstärkt: „Das ist kein einfaches Unterfangen. Da möchten wir auch keine Illusionen machen“, sagte Bürgermeister Thegelkamp. Die Gastronomie habe „unendlich in der Corona-Zeit gelitten“. Viele Beschäftigte haben sich in dieser Zeit anders orientiert. „Sie kommen nicht wieder zurück in Schankraum und Küche“, so Thegelkamp. Sehr schwierig sei neben der personellen Situation die Überalterung in der Leitungsebene, die zu Nachfolgeproblemen führe. „Wir arbeiten daran und greifen jeden Strohhalm am Schopf“, so Christian Thegelkamp.
RM Klaus Grothues (CDU) brachte es auf den Punkt: „Die Zahlen machen bewusst, dass Westfalen eine starke Wirtschaftsregion ist. Weniger Arbeitslose, mehr Arbeitnehmer, aber mit dem Fachkräftemangel auch ein neues Problem.“
Zusammenfassung/Fotos: B. Brüggenthies