Liesborn (mw/bb). Seit fast drei Jahrzehnten gehört der „KV Wum“ zum festen Bild in den Zugfolgen der Karnevalszüge in Liesborn und Sünninghausen. Nun hat die kleine, aber überaus äußerst engagierte Gruppe ihre eigene Geschichte auf besondere Weise gewürdigt: Mit einem privaten Mini-Museum auf Zeit, das am Freitag, den 25. April um 19:11 Uhr für einen Abend öffnete. Bei heißer Grillwurst und kühlem Gerstensaft wurde die Karnevalstradition gefeiert. Als Ehrengäste bei der besonderen Vernissage waren u.a. Bürgermeister Christian Thegelkamp und Romo-Freunde-Vorstand Rudolf Winkelhorst dabei.
Was als spontane Schnapsidee beim „Rathaussturm“ an Weiberfastnacht entstand, wurde jetzt Wirklichkeit. Über die Jahre hatten sich so viele Accessoires, Kostüme und Erinnerungsstücke angesammelt, dass die Gruppe beschloss, diese einmal öffentlich zu präsentieren. Auf acht liebevoll gestalteten Stationen zeigten die Mitglieder des KV Wum insgesamt 17 originale Kostüme, die sie bei den Umzügen der vergangenen Jahre getragen hatten. Jedes Kostüm erzählt eine eigene Geschichte, denn der KV Wum greift in seinen jährlichen Mottos stets aktuelle Themen aus Welt- und Dorfgeschehen auf: von der Expo 2000, über Eisbär Knut, bis hin zum Kronkorken-Weltrekord, Liese-Hochwasser und der Evangeliar-Ankunft im Museum. Dazu passend gibt es zahllose Exponate, darunter eine Nachbildung des Liesborner Evangeliars oder eine alte Sat-Schüssel, die die Umstellung von analoger auf digitale Ausstrahlung repräsentiert. Jedes einzelne Element hat seine eigene Geschichte und darüber tauschen sich die KV-Wum-Mitglieder bis heute gerne aus.
Galerie: Die Mottos von 2016-2025 im Rückblick
Los ging als Kaninchenzuchtverein Diestedde vor der Jahrtausendwende
Gegründet wurde der KV Wum 1997 von Frank Schweppenstedde, Markus Schweppenstedde und dem inzwischen verstorbenen Bernhard Struwe. Ursprünglich traten sie zunächst als „Kaninchenzuchtverein Diestedde“ auf, doch nach dessen Auflösung 2001 blieb der Zusammenhalt bestehen. Ob als Kegelverein oder Karnevalsgruppe. Der Name „Wum“ entstand dabei eher zufällig: Bei einem Kegelabend im Landgasthaus Kluppe entdeckte man einen Kegel mit dieser Aufschrift. Die zufällige Namensgleichheit mit der Zeichentrickfigur „Wum“ (ständiger Begleiter der Rosenmontagsumzüge in Liesborn) wurde dabei gerne in Kauf genommen. „Das passte einfach!“, sagt Markus Schweppenstedde. „KV“ kann beim Wum übrigens alles bedeuten: Karnevalsverein, Kegelverein oder Kaninchenverein – so genau nimmt man es nicht. Im Mittelpunkt stehen der Spaß, die Freundschaft und die gemeinsame Freude am närrischen Brauchtum (nicht nur an den Karnevalstagen).
Galerie: Das KV Wum-Museum auf Zeit
Die 12 bis 13 aktiven Mitglieder, ergänzt um vier Nachwuchsnarren, nehmen jedes Jahr voller Leidenschaft an den Umzügen teil. Höhepunkte sind der Karnevalssonntag beim SK-Helau in Sünninghausen und der Rosenmontag in Liesborn. Bevor es losgeht, wird traditionell gemeinsam gefrühstückt, um für die närrischen Strapazen gewappnet zu sein. Besonders am Rosenmontag pflegen die Wums eine alte Tradition: Zu Fuß zieht die Gruppe schon am frühen Morgen aus der Bauerschaft ins rund 7 Kilometer entfernte Liesborner Dorfzentrum, mit mehreren Zwischenstopps auf den Höfen entlang des Weges. Eine legendäre Zwischenstation war viele Jahre der Gasthof Nordhaus, wo die Gruppe stets das Kindertellergericht „Käpt’n Blaubär“ (Fischstäbchen mit Pommes) bestellte. Diesen Brauch, den heute Michael Loick aufrechterhält und selbst frisch zubereitet, gibt es bis heute!
Auch das alljährliche Wagenbauen im Januar ist fester Bestandteil der Gruppe. In den Räumlichkeiten der Familie Schweppenstedde an der Winkelhorster Straße wird ein kleiner Handwagen gestaltet, der aktuelle Themen aus Politik, Kultur oder dem Dorfleben aufgreift. Seit mehr als 25 Jahren gibt es dabei eine Konstante: Elisabeth Schweppenstedde versorgt die Baucrew mit heißem Kaffee und selbst gebackenem Apfelkuchen. Diese Tradition wird mindestens ebenso gepflegt wie der Karnevalswagen selbst. Die Kreativität des KV Wum wurde auch offiziell gewürdigt: Bereits 2007 erhielt die Gruppe vom SK-Helau den „Til Eulenspiegel“ für zehnjährige Treue, 2023 folgte die Ehrung für 25 Jahre engagierte Teilnahme.


Rudolf Winkelhorst, Vorsitzender der Rosenmontagsfreunde Liesborn, fand lobende Worte für den Verein: „Uns als Vorstand ist der große Einsatz des KV Wum schon lange aufgefallen. Wir sehen das sehr positiv und sind immer wieder beeindruckt über die sehr kreativen Ideen eines unserer treuesten Fans. Sie sind immer mit viel Engagement dabei und greifen aktuelle Themen auf. Vor allem aber leben sie den Karneval und die Gemeinschaft!“
Der Abend des Mini-Museums wurde für den KV Wum zu einer Reise durch viele schöne Erinnerungen und einem Dankeschön an alle Wegbegleiter. Für den KV Wum ist Karneval nicht nur eine (5.) Jahreszeit, sondern eben auch eine echte Herzensangelegenheit, die seit 28 Jahren die Menschen verbindet. Ob die kürzeste Karnevalsausstellung der Welt beim Karnevalsumzug 2026 eine Rolle spielt oder – so wie die Kronkorken – Weltrekordgeschichte schreibt, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. LIESBORN HELAU!
Fotos/Text: B. Brüggenthies