Liesborn (mw/bb). Wenn jemand den weiten Weg aus „Ganzweitweg“ (Münster) in Kauf nimmt, um jungen Menschen das Instrument Orgel näherzubringen, muss es dieser Person dieses Thema wohl sehr am Herzen liegen. Friedhelm Bruns alias „Orgelbauer Fröhlich“ ist Musikvermittler und Theaterpädagoge und entwickelt neue klassische Konzertformate für unterschiedliche Altersgruppen, besonders für Schulkinder. Nach 2022 und 2023 war der Münsteraner jetzt zum 3. Mal zugast in der Gemeinde Wadersloh, um im Rahmen des Zusatzangebots für junge Menschen die Liesborner Museumskonzerte mit einem Programmpunkt zu bereichern. In der Grundschule Liesborn ließ er die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse eine eigene Orgel bauen!
Nicht im Maßstab 1:1, aber zumindest in ihrer Funktion dem großen Vorbild angelehnt, entstand in dem rund 70-minütigen Programm eine selbstgebaute Orgel. Den zugehörigen Baukasten brachte Orgelbauer Fröhlich – wie auch eine Extraportion gute Laune – mit ins Liesedorf. Voller Tatendrang und Neugierde machten sich die Mädchen und Jungen in Teamarbeit ans Werk. Kooperativ lösten sie die einzelnen Rätsel der „Königin der Instrumente“. „Ich habe keine Ahnung, wie man das schnell reparieren kann. Dazu brauche ich als Helferinnen und Helfer“, wandte sich der Orgelbauer hilfesuchend an die Grundschüler der Klassen 4c und 4d. In Windeseile die Pfeifen der Größe nach sortiert, die Tasten nebeneinadergelegt und das Gerüst gebaut.
Mit dabei waren auch Jörg Lopper (künstlerische Leiter der Museumskonzerte) und Amelie Lopper (Dramaturgin). Gespannt verfolgten auch sie, wie aus den Pfeifen, dem Gebläse, Spieltisch (samt Manual und Pedal) eine dekorative Mini-Orgel wurde. Und das Beste daran: Die Miniatur war voll funktionsfähig, so dass alle Teilnehmenden direkt ihr musikalisches Können unter Beweis stellen konnten. „Durch den Zusammenbau der Orgel erhalten die Schüler eher ein Verständnis dafür, wie eine Orgel funktioniert. Das wird dann zum Greifen nah“, erklärt Jorg Lopper zum Hintergrund des Projekts. Durch die offene Bauweise sind die Verbindungen im Innern sichtbar und man erfährt, wie durch Handkraft ein Ton entsteht.
Dass eine Orgel im Mittelpunkt des Zusatzangebots steht, liegt auf der Hand. Schon 2022 und 2023 fanden in den drei Kirchen in Wadersloh, Diestedde und Liesborn besondere Orgelkonzerte mit Friedhelm Bruns statt. Aus organisatorischen Gründen wurde die Musikvermittlung in diesem Jahr in die Schule verlegt. Geblieben ist das große Interesse am gemeinsamen Erforschen der jungen Menschen, die konzentriert und engagiert mitmachten und sich zum Schluss über den großen Aufbauerfolg und die ersten eigenen Töne erfreuten: ein klangvolles Erlebnis. Für Grundschullehrerin Friederike Klein ist die besondere Gruppenarbeit pädagogisch wertvoll, da man als Klassenverbund eine Teamleistung erbringen muss. Ein Konzept, das Schule machen sollte.
Im kommenden Jahr ist ein großes Orgelkonzert mit Orgelbauer Fröhlich vorstellbar. „Die Besuche in den Ortsteilen von Wadersloh zählen für mich immer zu den Highlights in der ersten Jahreshälfte, da sie top organisiert sind und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort viel Spaß macht“, sagt Orgelbauer Fröhlich im Gespräch mit MW. Man merkt ihm an, wie sehr er für das Thema brennt und wie gerne er jungen Menschen die Magie von Musik im Allgemeinen und der Orgel im Speziellen näherbringt.
Save the Date: Das Kinderkonzert am 2. Juni
Neben den Abendkonzerten der Kammermusikfestivals im Museums Abtei Leisborn, gibt es in diesem Jahr erstmals ein „Kinderkonzert“. Konzertneulinge dürfen sich mit „Den Klängen auf der Spur“ auf eine einzigartige Reise voller kleiner Geschichten begeben und Musik für sich entdecken. Das Bühnenprogramm vermittelt auf unterhaltsame Weise Musikstücke und die zum Einsatz kommenden Instrumente. Mithilfe des Publikums geht es auf eine Entdeckungsreise nach Tönen und Klängen. Karten sind bei Reservix erhältlich (ext. Link).
Fotos/Text: B. Brüggenthies