Wadersloh (mw/gast). Die NKN-Untergruppe „Umweltschutz vor Ort“ hat sich mit dem Thema „Steingärten“ befasst und uns einen kleinen Gastbeitrag dazu gesendet.
Unsere Dörfer versteinern – Ein Beitrag von Doris Hörster
Es wird geschottert, gesandet, versteinert, verwüstet, und dabei handelt es sich nicht um Ausbesserungen an unserer WLE- Trasse, sondern es geschieht im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor unserer Haustür. Was früher einmal als Material zum Hausbau und für den Ausbau unseres Bahn- und Straßenverkehrs verwandt wurde, dient jetzt zur Anlage sogenannter „Vorgärten“, die aber auch rein gar nichts Gartenähnliches mehr an sich haben.
Natürlich gibt es Gründe für die zunehmende Versteinerung unserer Vorgärten, die man nicht so einfach beiseite wischen kann: Unsere Mitbürger erhoffen sich davon ein geringeres Maß an Arbeit, weil sie hoffen, mit diesem einmaligen Kraftakt jahrelang keinen Arbeitsaufwand mehr vor der eigenen Haustür betreiben zu müssen. Manchmal sind es auch ältere Leute, die sich die körperliche Anstrengung nicht mehr zutrauen und glauben, damit dem nachbarschaftlichen Anspruch auf eine gepflegte Vorderfront Genüge getan zu haben. Und manchmal sind es junge Leute, die glauben, ihr Daumen sei nicht „grün“ genug. Der Obolus an die Natur besteht dann aus einigen einsamen Büschen, die mühselig gegen Hitze und Trockenheit kämpfend zwischen den Steinen ihr Dasein fristen.
Aber es gibt gute Gründe, dieser Versteinerung unseres Lebensraumes nicht länger Vorschub zu leisten, und wir vom NKN wollen Mut und Lust machen auf eine andere Gestaltung der Vorgärten. Zum Glück sind nämlich die Zeiten vorbei, als das Ansehen eines Hausbesitzers auch danach bemessen wurde, wie „ordentlich“ es vor der Haustür aussah und wie viele sog. Unkräuter man abzählen konnte. Es gibt immer mehr Beispiele dafür, wie spannend und abwechslungsreich es aussehen kann, wenn man der Natur mehr Raum lässt, wenn man auch einem Vorgarten ansehen kann, in welcher Jahreszeit wir uns gerade befinden und wenn Insekten und Vögel auch dorthin zurückkehren.
Das ist nicht einmal teuer, denn es bedarf keiner edlen ausländischen Gewächse: Unsere heimischen altbekannten Staudenpflanzen und Büsche bieten viele abwechslungsreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Wir vom NKN möchten im Laufe der nächsten Zeit Anregungen und Hinweise bieten, aufmerksam machen und unterstützen, weil wir naturnahe Vorgärten und Gärten für schön und wichtig halten. Mittlerweile wissen die meisten Mitbürger, auch aus eigenem Erleben heraus, dass uns der Klimawandel mit seinen heißen, trockenen Sommern in vielen Bereichen ein Umdenken abverlangt, und wir Garten- und Grundstücksbesitzer sind besonders in die Pflicht genommen. Unser Eigentum an Grund und Boden hat in Deutschland dieselben Ausmaße wie alle Naturschutzgebiete zusammengenommen, und entsprechend groß ist unsere Verantwortung und entsprechend groß sind unsere Möglichkeiten im Klimaschutz.
Bevor man die Gestaltung oder Umgestaltung seines Vorgartens plant, sollte man einige grundsätzliche Überlegungen anstellen:
- Wie pflegeleicht ist ein Schottergarten wirklich, wenn sich nach einiger Zeit zwischen den Steinen Laub und Erde ansammeln und Wildkräuter festsetzen?
- Will ich denen wirklich mit Unkrautvernichtungsmitteln zu Leibe rücken?
- Wie verändert sich das Klima im Inneren des Hauses, wie lädt es sich mit Wärme auf, wenn keine Pflanzen , keine Bäume die Hauswände schützen, sondern Steine die Sonnenhitze speichern und die Temperatur erhöhen?
- Und wie abwechslungsreich erscheint ein Grundstück, an dem man den Wechsel der Jahreszeiten ablesen kann und auf dem es blüht und Insekten sich wohlfühlen?
Ein solches kleines Naturparadies vor und hinter dem Haus kann jeder auf seinem Grundstück schaffen, wenn er dort Bereiche der Natur überlässt oder nur sehr zurückhaltend eingreift.
Text: Doris Hörster / Symbolbild von Manfred Richter auf Pixabay