Liesborn (mw/bb). „Das war ja ganz fantastisch!“ – An dieser Stellte könnte die Konzertkritik des Silvesterkonzerts der „Liesborner Museumskonzerte“ eigentlich schon beendet sein, fasst dieses Zitat einer Konzertbesucherin doch prägnant zusammen, was es am Silvestersonntagabend im Refektorium des Museums Abtei Liesborn zu sehen, vor allem aber auch zu hören gab. Der Komponist und Pianist Benyamin Nuss überraschte mit einem vielseitigen Konzertprogramm und untermauerte, warum er weltweit für sein Spiel geschätzt wird.
Würde man das Silvesterkonzert mit „Netflix“ vergleichen, so würde man nicht drumherum kommen, dass am Konzertabend ein Blockbuster nach dem anderen folgte. Mal romantisch, mal dramatisch. Immer technisch perfekt, emotional herausfordernd und bis zur allerletzten Minute spannend: Benyamin Nuss spielte ohne Notenblätter derart virtuos, dass immer wieder ein bewunderndes Raunen durch das Publikum im ausverkauften Konzertsaal ging. Filigran wanderten die beiden Hände immer wieder über die Klaviatur. Der Künstler selbst war hoch konzentriert und er sei– so sagte er in seiner Moderation – hocherfreut, dass das Konzert so gut besucht ist. Seiner Liebe zu den Komponisten der Romantik und der Kultur Japans, insbesondere der Videospiele setze Nuss am Abend ein musikalisches Denkmal.
Wussten schon die Klassiker mit unglaublichen Klängen zu überzeugen, so unterstrich der Pianist mit seinen eigenen Kompositionen, die er als musikalischen Spaziergang durch die Metropole Tokio inszenierte, und Werken des japanischen Videospielkomponisten Hideki Sakamoto meisterhaft einen visionären Anspruch, Menschen von Musik mitzureißen. Ein zutiefst beeindrucktes Publikum durftes ich zum grande finale mit Goerge Gershwin ins neue Jahr führen lassen. Jazzig improvisiert verband Nuss „Summertime“ und The Man i Love“, um mit der „Rhapsody in blue“ ein musikalisches Ausrufezeichen am Ende eines einzigartigen Konzerterlebnisses zu setzen.
Jörg Lopper und Amelie Lopper lagen bei der Wahl des Musikers goldrichtig. Das zeigte sich schon beim ersten Konzertteil. Nuss nahm die aufmerksame Zuhörerschaft mit auf eine einzigartige Reise durch die Romantik. Haydn, Chopin, Liszt erklangen im Saal. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren
Das große Silvesterkonzert war ein passender Abschluss für ein Kulturjahr der Liesborner Museumskonzerte, in dem sich ein musikalischer Höhepunkt an den nächsten reihte. Jörg Lopper kam nicht umher, die schlechte Nachrichtenlage in der Welt zu erwähnen, doch, so versprach es der künstlerische Leiter voller Optimismus, Kunst und Musik werde es als Konstante immer geben. Ein Lichtblick der Hoffnung und zum Jahresausklang hallt das Konzert von Benyamin Nuss bis ins neue Jahr nach. Zwei Stunden „analoge“ Auszeit, in der man Sorgen und Kummer vergessen durfte und einfach nur herausragender Musik und einem begnadeten und visionärem Künstler bei seinem Handwerk bewohnen durfte. Ein Fest für alle Sinne! Vergessen Sie „Netflix“! Besuchen Sie mehr Live-Konzerte!
Konzertkritik/Fotos: B. Brüggenthies