Langenberg (mw/bb). Lieber Timothée Chalamet, als erfolgreicher Hollywoodschauspieler hast du gerade sicher Besseres vor, als eine Konzertkritik über ein kleines Festival in der ostwestfälischen Provinz zu lesen. Aber falls du doch irgendwann auf diese Zeilen stößt: Ich möchte dir kurz danken, dass du ein Musik-Duo namens Lena&Linus zu einem Song mit deinem Namen als Titel inspiriert hast. Eigentlich wollte ich ja mal ein Konzert-Abend privat verbringen. Aber jetzt muss ich einfach einen kurzen Beitrag über meinen Festivalabend im Kulturgüterbahnhof (KGB) in Langenberg schreiben.
„Ob es Timothée genauso geht | Wenn er sich nach den Oscars schlafen legt? | Sag Timmi, fühlst du dich allein? | Fühlst du dich allein?“ – Diese Liedzeilen aus dem Song von Lena&Linus verfolgten mich schon einige Monate. Der YouTube-Algorithmus oder etwas Übernatürliches ließ mich ein Abo für das Duo aus Würzburg abschließen. Und der Zufall wollte es auch, dass die Beiden (zusammen mit Drummer Jan) am ersten Festivalabend des „Whatever Happens“-Festival in Langenberg auftreten. Der Vorteil am Kulturgüterbahnhof in Langenberg ist, dass diese Location eigentlich ein Wohnzimmer ist. Zumindest vom Feeling. Klein, intim und wenn dann die Musik losgeht, ist man für einen Moment gefangen. So ähnlich wie bei einem Polaroid. Man bekommt hier eine schöne (akustische) Momentaufnahme und speichert sie dann als schöne Erinnerung ab.



Praktischerweise erzählen Lena&Linus auch kleine, persönliche Geschichten und verpacken sie geschickt in ihrer Musik. Die beiden EPs (Anm. d. Red.: Ein Album soll auch bald kommen) heißen „Fühlst du dich allein“ und „Sekundenschlaf“. Neben dem Song über Timothée Chalamet finden sich weitere Tracks mit verheißungsvollen Titeln im Repertoire der beiden Würzburger. „Grüne Nikes“, „Irgendwie auch schön“, „Rosarot“ oder „Brettspiele“ – aus vermeintlich beiläufigen Alltagsgegenständen und Orten werden kleine musikalische Kurzgeschichten, die ans Herz gehen. Getragen werden die Lieder von den leicht melancholisch angehauchten Stimmen und ihren Gitarren. „Ich habe direkt Gänsehaut“, sagte die Dame, die gleich neben mir im KGB steht und zum ersten Mal an diesen Abend von „Lena&Linus“ gehört hat. Meine Prognose: Von den beiden wird man künftig noch sehr viel hören (zum Beispiel im März 2024 in Münster auf ihrer „Sekundenschlaf“-Tour).
Erfrischend anders und vor allem mit viel Leidenschaft und noch mehr Spielfreude wurde die KGB-Bühne gerockt. Wenn der Oscar ein Musikpreis wäre: Lena&Linus hätten einen verdient. Dann hätten sie vermutlich neben Timothée Chalamet auf dem roten Teppich gestanden. Allein fühlen mussten sie sich in Langenberg auf keinen Fall: Sie haben ganz sicher viele neue Fans gewonnen. Und einen Lokaljournalisten veranlasst, doch noch eine kurze Konzertkritik zu schreiben (und eine Schallplatte zu kaufen!). Gut, dass neben der Polaroid-Kamera in der Redaktion auch noch ein Plattenspieler steht. Ich muss jetzt eine Vinyl auflegen…
Übrigens: Das „Whatever Happens“-Festival geht am Samstag (07. Oktober 2023) noch weiter. Unter anderem kommen „Jupiter Jones“ als Headliner. Karten gibt es noch an der Abendkasse. | Seite des Veranstalters (ext. Link) | Seite von Lena & Linus (externer Link)
Konzertkritik: B. Brüggenthies