Münsterland/Lippstadt (mw). Anfang März 2023 teilte der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) mit, dass die Bahnstrecke Münster-Sendenhorst (rund 21 Kilometer lang) erst in der 2. Jahreshälfte 2026 Fahrt aufnehmen werde. Zur Begründung nannte der Verkehrsbetrieb die aufwendigen Planungen für den Einsatz akkubetriebener Züge, die veraltete Technik der Leitanlagen und herausfordernde Neutrassierung. Auch die zeitliche Beanspruchung der beauftragten Ingenieursbüros und der Deutschen Bahn (DB) nach der Flutkatastrophe 2021 führen zu weiteren Verzögerungen des Zeitplans, hieß es vor gut vier Wochen in einer Pressemitteilung.
Nicht nur die Stadt Sendenhorst ist von der verschobenen Reaktivierung enttäuscht. Auch die Bürgermeisterin und Bürgermeister der ebenfalls betroffenen Städte Lippstadt, Drensteinfurt, Beckum, Ennigerloh und der Gemeinde Wadersloh zeigen sich verärgert über die verschobene Zukunftsperspektive für den Personennahverkehr auf der WLE-Strecke. In einer Konferenz machten sich Anrainerbürgermeister*in ihrem Ärger Luft.
Enttäuschung und Hoffnung bei Städte- und Gemeindespitzen
Bereits seit der letzten Kommunalwahl haben sich die WLE-Anrainerbürgermeister- und Bürgermeisterin zu einer informellen Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Strecke zwischen Sendenhorst und Lippstadt intensiv zu begleiten. Am Montag (27. März) äußerte sich diese Sechsergruppe zur geplanten Verschiebung der Streckendfertigstellung zwischen Sendenhorst und Münster um ein weiteres Jahr.
Katrin Reuscher, Bürgermeisterin der Stadt Sendenhorst, ist enttäuscht: „Die S-Bahn zwischen Sendenhorst und Münster ist ein Projekt, das die Region will und braucht. Es sind letztlich 21 Schienenkilometer zu reaktivieren. Die S-Bahn entlastet unsere Straßen und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Aber der Umfang der Planungs- und Genehmigungsverfahren und die Zeit, die das frisst, machen mich sprachlos.“
Für Beckums Bürgermeister Michael Gerdhenrich ist der Zeitverzug ebenfalls nicht einzusehen. „Gerade für die Stadt Beckum ist die zügige Reaktivierung der WLE-Strecke auch über Sendenhorst hinaus von großer Bedeutung. Direkte Anbindungen nach Münster und Lippstadt sowie zusätzliche Haltepunkte in unseren Stadtteilen bieten unseren Bürgerinnen und Bürgern immense Vorteile. So kann und muss Mobilitätswende gehen, und zwar so schnell wie möglich.“
„Der Wiederanschluss von Ennigerloh und Enniger, mit modernen Zügen, die nachhaltig CO₂ einsparen sollen, an den WLE-Personenverkehr löst ein altes Problem und schafft neue Wege in das Oberzentrum Münster. Die Bahn muss ihre Hausaufgaben erledigen. Wir tun es ja auch.“, so Bürgermeister Berthold Lülf aus Ennigerloh.
Christian Thegelkamp, Bürgermeister aus Wadersloh und Initiator der lockeren Bürgermeistergruppe ist die Anbindung des ländlichen Raumes an die Zentren Münster und Lippstadt wichtig. „Mit der Reaktivierung des Personenverkehrs auf der WLE-Strecke erreichen wir innerhalb von nur einer Stunde Münster mit dem Zug. Das eröffnet völlig neue Entwicklungspotenziale für unsere Gemeinde und alle Orte, die an der Strecke liegen“, kann Thegelkamp den Zeitverzug der Deutschen Bahn ebenfalls nicht verstehen.
Und auch Lippstadts Bürgermeister Arne Moritz äußert sich zur Sache: „Es sind zwar noch einige Probleme zu lösen, aber mit der Reaktivierung des Personenverkehrs auf der WLE-Strecke Münster-Lippstadt schaffen wir eine direkte Verbindung zwischen den beiden Zentren und Anschlussmöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen. Man kann sich nur wünschen, dass allen Verantwortlichen klar ist, dass hier nicht mehr gewartet werden kann und dringend gehandelt werden muss.“, so Moritz zur Sache.
Für Carsten Grawunder, Bürgermeister der Stadt Drensteinfurt steht fest: „Die Verzögerung der Reaktivierung des SPNV hat nicht nur Auswirkungen auf den Teilbereich Münster – Sendenhorst, sondern für den gesamten Kreis Warendorf. Eine unzureichende Zugverbindung zu den Oberzentren schmälert die Attraktivität des Landkreises, was sich wiederum negativ auf die einzelnen Städte und Gemeinden auswirkt. Von der Verringerung des CO₂ –Ausstoßes durch den Individualverkehr ganz zu schweigen.“
Und so bleibt am Ende die intensive Hoffnung, dass der NWL die Zügel straff in die Hand nimmt und die Reaktivierung der Strecke Münster-Lippstadt zielorientiert kraftvoll auch weiterhin voranbringt, lautet das Fazit der Runde. „An uns beteiligten Bürgermeistern und Bürgermeisterin mit unseren Kommunen wird es jedenfalls nicht scheitern.“, da sind sich die Sechs einig.
Quelle: Gemeinde Wadersloh