Wadersloh (mw/bb). Stimmgewaltig, berührend, einzigartig: Die Münsterland-Premiere von Bob Chilcotts „Weihnachtsoratorium“ wird zweifelsohne in die Geschichte eingehen. In der Pfarrkirche St. Margareta brachten 120 Chorstimmen unter dem Dirigat von Raúl Huesca Valverde das Werk in einer eindrucksvollen Konzertdarbietung zu Gehör. Vorausgegangen war ein mehrmonatiger Vorbereitungszeitraum des Diestedder Mehr-Generationen-Chors (MGC), der erstmalig gemeinsam mit dem Ensemble Musikus (beide unter Leitung von Huesca Valverde) und dem Kammerchor Wadersloh (Leitung: Elena Potthast-Borisovets) auftrat.
Das musikalische Mammut-Projekt stimmte auf das nahende Weihnachtsfest ein und geizte dabei nicht mit emotionalen Höhepunkten. Maßgeblich beigetragen haben nicht nur die 120 Sängerinnen und Sänger, sondern auch die Leidenschaft des jungen Dirigenten aus Stromberg. Raúl Huesca Valverde gilt als Perfektionist und schaffte es, alle Protagonisten auf den großen Auftritt einzuschwören. Die große Chor-Familie wurde dabei verstärkt durch die herausragenden Instrumentalisten des Bläserquintetts Embrassy sowie die Solisten Stephan Hinssen, Bastian Röstel und Heike Hallaschka. An der Harfe überzeugte Jan Henryk Rentel, an der Orgel Andreas M. Döring.
Das Zusammenwirken des Musikvereins Musikus Diestedde und ihren musikalischen Gästen war nicht nur in ihrer Gesamtzusammenstellung ein Novum, sondern zugleich eine Premiere im Bistum Münster: Das junge Werk „Christmas Oratorio“ von Bob Chilcot wurde erst im Jahre 2019 komponiert. Für den MGC war zwar das Werk, aber nicht sein Komponist musikalisches Neuland: bereits vor drei Jahren erklang die „St. John Passion“ bei einem viel beachteten Konzert in der St. Johannes-Kirche zu Oelde. Nun also das weihnachtliche Werk des britischen Komponisten. Ihm sei es zu verdanken, dass bereits im Spätsommer weihnachtliche Klänge durch das Nikolausdorf Diestedde zu vernehmen waren. Im dortigen Pfarrheim bereitete der MGC akribisch das Konzertprogramm vor. Die erste gemeinschaftliche Gesamtprobe verlief im November mehr als vielversprechend, was sicherlich auch er hohen Motivation jedes einzelnen Chormitglieds geschuldet war. Der zeitintensive Einsatz hat sich jedenfalls gelohnt, denn wer das Konzert am Sonntagabend verpasst hat, dürfte sich im Nachhinein über diese verpasste Chance ärgern.
Die gesangliche Nacherzählung der Weihnachtsgeschichte mit all ihren Facetten und dem Spiel um Erwartung und Sehnsucht ist bis in unsere Zeit ein aktuelles Thema. Pfarrer Martin Klüsener brachte einleitend die Hoffnung auf mehr Frieden in der Welt zu Sprache. Was Liebe und Menschlichkeit angeht, setzten die Musik-Ensembles ein weihnachtliches Ausrufezeichen. Ergänzend zum „Christmas Oratorio“ erklangen „Machet die Tore weit“ (A. Hammerschmidt), „Tochter Zion“ (G.F. Händel), „Maria durch den Dornwald ging“ (G. Wolters) sowie „Nun freut euch ihr Christen“ (Arr. D. Willcocks) und das „Halleluja“ (Händel) als krönender Abschluss im Rahmen des Konzertprogramms. Begleitend zur Musik konnten die Konzertgäste das Programm in einer stimmungsvoll illustrierten Broschüre nachverfolgen. Gestaltet wurde das Meditationsheft von Pastor Georg M. Ehlert.
Möglich gemacht wurde die Konzertrealisierung durch das bundesweite Förderprogramm IMPULS, Förderung der Amateurmusik.











Fotos/Konzertkritik: B. Brüggenthies