Liesborn (mw/bb). An diesem Morgen brennt nur in der Küche des Restaurants „Zum Lieschen“ Licht. Iris Dyballa bereitet eine Essensauslieferung an eine Kindertagesstätte im Nachbarort vor. Ehefrau Anne hat im Nebenraum den Telefonhörer am Ohr: Eine weitere Stornierung. Im Auftragsbuch reiht sich ein durchgestrichener Name an den nächsten. In den eigentlich umsatzstarken Wochen vor Weihnachten eine Katastrophe für die Gastronomie. Für das Ehepaar Dyballa ist es mittlerweile eher fünf nach zwölf, als fünf vor zwölf. Die aktuellen Corona-Bestimmungen trüben derzeit die Stimmung, denn die Gäste bleiben aus. Iris und Anne Dyballa fordern von der Politik klarere Vorgaben, damit die Gastronomie eine Perspektive hat.
Ungewohnt ernst verläuft der Besuch bei Iris und Anne Dyballa. Das Ehepaar betreibt seit rund zwei Jahren das ehemalige Gasthaus Drees in Liesborn. Mit der 4. Corona-Welle sind die Sorgen an der Königstraße gewachsen, denn der Umsatz bleibt aus und es fehlt an echten Perspektiven. „Wir haben nur Stornierungen. Nahezu alle Weihnachtsfeiern sind abgesagt. Unseren geplanten Weihnachtsmarkt am 1. Advent haben wir auch kurzfristig absagen müssen“, sagt Anne Dyballa. Die Sorgenfalten stehen ihr in diesen Tagen ins Gesicht geschrieben, denn mit den aktuellen Bestimmungen ist es kaum möglich, das Restaurant rentabel zu führen. „Die ‚Bleibt Zuhause!‘-Appelle sind bei den hohen Infektionszahlen nachvollziehbar, aber problematisch in der Gastronomie. Die Menschen trauen sich nicht in die Gaststätten. Anstatt 2G wäre 2G+ angebrachter, damit sich die Leute sicher fühlen. Oder einfach ein kompletter Lockdown, damit wieder Wirtschaftshilfen in Anspruch genommen werden können. Aber so macht es gerade keinen Spaß mehr“, sagen Iris und Anne Dyballa. An manchen Tagen werden nur wenige Essen gekocht. Personalkosten, Wareneinsatz, Heizkosten und Miete fallen aber trotzdem an.
Das Ehepaar fordert mehr Unterstützung, denn vor allem für Neugründer waren die letzten knapp 2 Jahre nicht einfach. „Die Hilfe vom Staat kommt wirklich nicht an. Unter dem Strich haben wir da sogar drauf gezahlt. Jetzt um die Weihnachtszeit ist eigentlich Hochsaison, aber die Einnahmen bleiben aus. Wovon sollen die Gastronomen dann im Januar und Februar leben?“, fragt sich das Gastronomen-Ehepaar, das eigentlich immer bestens gelaunt die Geschicke des „Lieschens“ lenkt.
„Was sollen wir noch tun? Es wird geimpft und geboostert. Ein Großteil der Gäste macht sogar vor dem Restaurantbesuch noch eigenverantwortlich einen Schnelltest. Viele andere sagen ihre Reservierungen dennoch ab. Für uns als Selbstständige ist das eine schwere Situation, wenn die Gäste nicht vor die Tür gehen. An manchen Tagen fragen wir uns, wofür stehen wir hier im Restaurant? Wir machen es von Herzen gern, aber es fällt immer schwerer aufzumachen.
Problematisch sei auch, dass an Sonntagen kein Schnelltestangebot vor Ort ist. Auch das hält viele potenzielle Gäste von einem spontanen Restaurantbesuch ab. Die beiden Betreiberinnen sind Gastronominnen aus Leidenschaft und haben sich eine Existenz im Liesedorf aufgebaut. Durch die Corona-Pandemie ist aber viel Ungewissheit für die Zukunft entstanden. Dankbar sind Anne und Iris Dyballa allen, die trotzdem ins „Lieschen“ kommen und vor Ort essen oder Speisen zur Mitnahme bestellen. „Die, die kommen, unterstützen uns gerne. Das wissen wir sehr zu schätzen, denn momentan zählt jeder Euro. Wir haben wieder eine Weihnachtskarte mit Abholangebot für die Festtage in Vorbereitung. Wir hoffen, dass es bald wieder bessere Zeiten gibt und dass wir unsere Gäste unbeschwert in unseren Gasträumen begrüßen können.“
Fotos/Text: mw/bb.