Wadersloh (mw). Nachdem die Mitglieder der Kolpingjugend und der Landjugend Wadersloh in einer gemeinsamen Aktion Mitte Januar den Wadersloher Ortskern von den ausgedienten Weihnachtsbäumen befreit hatte, sind nun einige Kolpingmitglieder in die Eifelgemeinde Nettersheim gefahren, um die gesammelten Spenden der Tannenbaumaktion an den dortigen Waldkindergarten zu übergeben.
Begrüßt wurde die Delegation vom Bürgermeister der Gemeinde Nettersheim Norbert Crump, von Ortsvorsteher Burghard Rosenbaum, einem Vertreter der Eltern sowie von dem gebürtigen Wadersloher Christian Höwekamp, der den Kontakt zur Gemeinde und dem Waldkindergarten hergestellte hatte.
Bei einem kleinen Imbiss im gemeindeeigenen ehemaligen Kloster berichteten Bürgermeister Norbert Crump und Burghard Rosenbaum von den schrecklichen Ereignissen während und nach der verheerenden Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 in und um Nettersheim. Aufgrund der geologischen Lage und den extremen Wetterbedingungen kam es zu einer nie dagewesenen Flut, die sich mit einer rasenden Geschwindigkeit durch weite Teile Nettersheims gewühlt hat, um dann dem weiteren Verlauf der Urft zu folgen. Es war weniger die Höhe des Wasserstandes, als vielmehr die große Geschwindigkeit der Wassermassen, die die großen Schäden verursacht haben.
Große und andauernde Hilfsbereitschaft und Solidarität für die Betroffenen
Berichtet haben die Verantwortlichen aber auch von der großen und noch andauernden Hilfsbereitschaft und Solidarität für die Betroffenen. Sie zeigten sich sehr dankbar für jede Form der Hilfe und informierten eindrucksvoll, wie insbesondere in den ersten Tagen und Wochen aus weiten Teilen Deutschlands Helfende und Hilfsgüter bereitgestellt wurden. Aus dieser Hilfe seien teils Freundschaften entstanden und auch heute noch würde größere und kleinere Spenden ankommen, die dann seitens der Gemeinde sehr unbürokratisch zu 100 % an Betroffene weitergegeben werden. Für die Betroffenen wäre aber nicht nur finanzielle oder materielle Hilfe wichtig. Ebenso wichtig wäre psychologische Unterstützung, und sei es nur ein kurzes Gespräch oder mal jemanden in den Arm zu nehmen.
Bei einem anschließenden Gang durch die Gemeinde konnten die Wadersloher immer noch viele Schäden erkennen. Beispielweise sind allein 16 gemeindeeigene Gebäude betroffen, von denen bislang nur ein Teil wieder renoviert werden konnte. Aber auch an vielen Privathäusern ist an Türen und Wänden noch erkennbar, dass die Flutwelle bis in große Teile des Erdgeschosses vorgedrungen war. Die durch Nettersheim führende Bahnlinie Köln-Trier wird vermutlich erst wieder Mitte 2023 befahrbar sein, so dass aktuell eine wichtige Verkehrsachse für die ganze Eifelregion fehlt. Burghard Rosenbaum wusste auch zu berichten, wo und wie er in den ersten Tagen nach der Flut mit Spürhunden nach vermissten Personen gesucht hat. Leider gab es auch in Nettersheim drei Todesopfer zu beklagen.
Der Ortsgang endete dann am nördlichen Ende des Ortes am Waldkindergarten, für den die Spendengelder der Tannenbaumaktion gesammelt wurden. Hier mussten in den Wochen nach der Flutkatastrophe allein über 700 m³ Müll und Unrat gesammelt und entsorgt werden. Umso beeindruckter waren die Besucher aus Wadersloh von dem jetzigen Zustand des Geländes und der Jurten und Gebäude. Dazu Burghard Rosenbaum: „In unzähligen Arbeitsstunden haben Mitarbeiter der Gemeinde, Eltern und Freiwillige dafür gesorgt, dass die Kinder möglichst schnell wieder einen schönen Ort zur freien Entfaltung, zum Spielen und zum Gemeinschaft erleben haben. Das war uns ein besonderes Anliegen, da die Kinder aufgrund der andauernden Corona-Lage und den Geschehnissen rund um die Flut genug zu leiden hatten.“
3.100 Euro-Spende kommt da an, wo sie gebraucht wird: Im Waldkindergarten Nettersheim
René Rembeck und Daniel Bücker von der Kolpingjugend Wadersloh haben dann einen Scheck an Bürgermeister Crump überreicht. „Wir freuen uns, dass wir hier vor Ort sehen, dass die Spende genau dort ankommt, wo sie gebraucht wird.“, so René Rembeck. Daniel Bücker ergänzte: „Mit ein wenig Stolz können wir auch berichten, dass die Spendensumme in Höhe von 3.100,-€ die zweithöchste Summe ist, die wir je im Rahmen einer Tannenbaumaktion sammeln und für einen guten Zweck spenden konnten.“
Bürgermeister Norbert Crump bedankte sich im Namen der Gemeinde, aber insbesondere auch der Eltern und Kinder des Waldkindergartens für den Einsatz der Jugendlichen. „Ihre Spende und Ihr Besuch hier vor Ort zeigt mir, dass das Vereinsleben in den Gemeinden wie Nettersheim und vermutlich auch Wadersloh ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens sind und wir ohne die Gruppen und Vereine nur schwerlich ein lebenswertes Umfeld schaffen können. Auch wenn wir es geschafft haben, große Teile des Waldkindergartens wieder herzurichten, so stehen doch noch Projekte an, die wir aufgrund der Ereignisse zurückstellen mussten. Wir wollen Ihre großzügige Spende unter anderem für einen besonderen Natur- und Artenvielfalt-Bereich auf dem Kindergartengelände nutzen. Dort sollen Weidenzelte entstehen, Bäume angepflanzt und Wildblumenwiesen gesät werden, um ein natürliches und nachhaltiges Umfeld zu bieten. Somit hilft Ihre Spende nicht nur kurzzeitig in Bezug auf die Folgen der Flut, sondern Sie bewirken eine langjährige Hilfe im Sinne von Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz. Und ich würde mich freuen, Sie oder Ihre Vereinsmitglieder in ein paar Jahren in Nettersheim begrüßen zu können, um Ihnen zu zeigen, welche Bäume quasi durch Ihre Hilfe hier langfristig stehen.“, so Bürgermeister Crump bei der Entgegennahme des Spendenschecks.
Zum Abschluss des Besuchs in der Eifel gab es noch einen kleinen Abstecher der Kolpingmitglieder zur Karnevalsgesellschaft „Zengsemer Klevbotze“, die gerade damit beschäftigt waren, kleine Dekorations- und Süßigkeitentüten für alle Haushalte in Anbetracht der leider ausfallenden Karnevalsaktivitäten zu packen. Bei ein paar kühlen Getränken aus der Eifel wurden alte Freundschaften gepflegt und neue aufgebaut. Somit sind sich die Wadersloher sicher, dass es nicht ihr letzter Besuch in Nettersheim war.
Quelle: Kolpingfamilie Wadersloh, Text: Stefan Wapelhorst, Fotos: Kolpingfamilie Wadersloh/privat