Liesborn (mw/bb). Wenn man von atlantischen Sandlandschaften hört, denkt man vermutlich eher an Sommerstrandurlaub. Doch wer hätte gedacht, dass auch die Lippeauen dazu gehören? Durch die Renaturierungsmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte blühen Flora und Fauna entlang des Gewässers auf. Für Familie Baumhoer am äußersten Zipfel des Gemeindegebiets Wadersloh hatte die Lippe schon immer eine magische Anziehungskraft. Mit ihrem Café „Lippeauenblick“ und zahllosen naturpädagogischen Angeboten für Jung und Alt setzt sich die Familie seit vielen Jahren dafür ein, die Auenlandschaft noch bekannter zu machen. Dabei steht aber nicht nur das Wohl der Gäste im Mittelpunkt: Auch die Tiere werden bedacht. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU) und der NABU-Naturschutzstation Münsterland entstand auf dem Gelände von Familie Baumhoer ein Gewässer für die europaweit geschützte Knoblauchkröte. Am gestrigen Dienstag fand das große „Aussetzen“ der Amphibien statt.
Die Knoblauchkröte mag es gemütlich und vorzugsweise sandig. Die Schaufelfußkröten lassen sich schnell an ihren verhornten Fußsohlen erkennen. Mit den markanten Füßen können sie sich blitzschnell in das lockere Erdreich einbuddeln, wo sie vorzugsweise den Großteil des Tages verbringen. Am Café Lippeauenblick ist ein extra Gewässer für diese bedrohte Krötenfroschart angelegt worden. Eine eindrucksvolle Teamarbeit von privaten und behördlichen Initiativen in den Kreisen Soest und Warendorf und mit Unterstützung der Europäischen Union, die über das Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ involviert ist. In der neuen Teichanlage finden die seltenen Kröten ideale Bedingungen vor und sobald die ersten Kaulquappen ihre Runden ziehen, wird ein aktiver Beitrag dazu geleistet, die biologische Vielfalt zu erhalten.
„Wir freuen uns, dass mit der Anlage des neuen Laichgewässers ein weiterer wichtiger Trittstein für die Knoblauchkröte entlang der Lippeaue entstanden ist und so ein nun auch die Kreisgrenze zwischen Soest und Warendorf mit der Knroblauchkröte besiedelt werden kann“, stellt Projektleiter Dr. Sebastian Schmidt von der Bezirksregierung Münster fest.
Schon seit dem Jahr 2018 wurden weitere Biotope an der Lippe neu geschaffen. In Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises WAF und der Forstverwaltung nahm so auch das Projekt bei Familie Baumhoer schnell Fahrt auf. Für die Knoblauchkröten ist sozusagen ein Paradies enstanden. Die nächsten Laichgewässer liegen Kilometer weit entfernt, so dass die Populationen nun näher zusammenrücken. Für den Erhalt der seltenen Art ein echter Glücksgriff. Die nun ausgesetzten Jungtiere wurden von der NABU in einer speziellen Aufzuchtstation gehalten. Rund 90 Tiere hüpfen und schwimmen seit Dienstag in Liesborn-Göttingen umher.
Erfolgskontrollen nehmen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Biologischen Station Soest (ABU) regelmäßig vor: „Die Aussichten für eine erfolgreiche und dauerhafte Ansiedlung an diesem Standort sind ebenfalls sehr gut“, berichten die Verantwortlichen Luise Neuwirth und Norbert Menke. Der neuangelegte Teich ergänzt das vorhandene Hofkonzept am Café Baumhoers Lippauenblick und wird zu einem weiteren Baustein des Gesamtkonzepts rund um biologische Landwirtschaft und regionaler Vermarktung. Vielfalt wird bei Familie Baumhoer schon immer großgeschrieben. Darum gibt es nicht nur ein Angebot für Kinder und Erwachsene, sondern eben auch einen „Spielplatz“ für den Krötennachwuchs. Und die Menschen lernen direkt etwas über Landwirtschaft und Naturschutz.
Fotos/Text: mw/bb.