Diestedde (mw/bb). Das Haar mag inzwischen etwas ergraut sein, doch umso bunter sind die Werke des Diestedder Heimatkünstlers Walter Jasper. Seit 40 Jahren ist der gebürtige Ennigerloher mit seinem Kunstforum „Blauer Giebel“ im Auftrag der Kunst und des künstlerisch tätigen Nachwuchses an der Steinackerstraße aktiv. Am 27. Oktober eröffnet die aktuelle Jubiläumsausstellung zum 40. Jahrestag der Gründung.
Walter Jasper rückt noch schnelle die Kopfbedeckung zurecht und legt den Bleistift kurz zu Seite. Zwei Mal zuckt kurz der Kamerablitz und bannt den Heimatkünstler vor dem markanten Fachwerkgiebel mit dem blauen Farbklecks auf die Speicherkarten. Die Öffentlichkeit muss schließlich informiert werden über die anstehende Ausstellung, die der Künstler gemeinsam mit vielen (lebenden und verstorbenen) Weggefährten bestreitet. Während die letzten Sonnenstrahlen des Tages ihre letzte Kraft aktivieren und etwas Wärme in das Atelier-Innere lassen, kommen die unzähligen Skulpturen, Miniaturen, Skizzen und Gemälde besonders schön zur Geltung. Der einstige Stall ist ein kleines Heimatmuseum, ein Sammelsurium von skurrilen Fundstücken, Ideen und Visionen: Ein Gesamtkunstwerk.
Auf einem Tisch fällt ein großes Porträt hinter Glas auf. Es zeigt den kürzlich verstorbenen Sergio Podgora – einen engen Freund von Walter Jasper. Auch ihm widmet der Diestedder einen Teil seiner Jubiläumsausstellung. Podgora, der in seiner alten Heimat Italien beigesetzt wurde, lächelt mild von dem Bild und könnte von dieser Stelle aus den gesamten Innenraum in Augenschein nehmen. Fast so, als wäre er mit dabei. Seine Werke sind es. Im Hintergrund entdeckt man ein Werk Jaspers, das eine mysteriöse Erscheinung zeigt. Das Bild von Jasper entstand in den letzten Augenblicken des Lebens seines Freundes Sergio und erinnert in mehrfacher Hinsicht an Lebenswerk Podgoras. Fast könnte man meinen, Walter Jasper ahnte von den letzten Minuten seines Wegbegleiters. Nicht nur Sergio Podgora wird posthum geehrt. Bei der Jubiläumsausstellung wird Walter Jasper auch seiner Schwester Erika Rössler (Malerei) und Bernhard Recker (Zeichnungen und Karikaturen) ein posthumes Denkmal setzen. Unterstützt wird er dabei von seinen Künstlerkollegen Fried Dworak (Eisenplastiken, Fotografie), Werner Klenk (Bronzen), Ludger Kortenbrock (Keramik), Manfred Kronenberg (Malerei), Bernd Hagedorn (Malerei), Dieter Mense, Holger Osteroth (beide Plastiken), Herbert Strake (Eisenplastiken) sowie Maria Wulle (Malerei und Keramik).
Walter Jasper war immer schon Heimatfreund und -künstler und auch als Netzwerker macht er eine gute Figur, in dem er die Kunst aus der Region an einem Ort zusammenfügt. Jeder Künstler trägt ein künstlerisches Puzzle-Teil für ein großes Gesamtwerk bei. Diese Vision verfolgt er seit vier Jahrzehnten. 1979 wurde die Galerie mit den Werkräumen an einem wunderschönen Herbsttag aus der Taufe gehoben. Jahrelang prägten Wechselausstellungen noch unbekannten Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern Obdach für die Präsentation ihrer Werke. Nach und nach wurde die Ausstellung immer musealer und begeistert bis heute mit ihrer künstlerischen Vielfalt. Das ländliche Idyll rund um den alten Bauernhof mit dem markanten Fachwerk samt blauem Giebel ist ein Unikat – so wie Walter Jasper. Ein Besuch ist immer lohnenswert.
Ausstellungszeiten:
Eröffnung am 27. Okt. 2019 ab 17 Uhr, dann jeweils Sonntags bis einschließlich 01. Dez. 2019 von 14:00-18:00 Uhr
Anfahrt:
Folgen Sie ab dem Bahnübergang in Diestedde den Zeichen -Blauer Giebel 34- bis zur Steinackerstraße 34 in 59329 Wadersloh-Diestedde.
Westfalenköpfe: Walter Jasper im Porträt (2016)
Video/Fotos/Text: B. Brüggenthies