Ein Wochenmarkt ist vor allem ein Ort der Kommunikation, der persönlichen Beratung und Produkten aus regionalem Anbau. Am 19. Februar hat die Gemeinde Wadersloh eine Pressemitteilung (externer Link) herausgegeben, in der man viel über das Angebot, aber wenig über das Befinden der Markthändler in Wadersloh erfährt. Mein-Wadersloh.de wollte es etwas genauer wissen und hat am 21. Februar direkt mit den „Betroffenen“ über die Entwicklung des Wochenmarkts gesprochen.
Smalltalk und Qualität kommen bei Marktkunden gut an
Günther Büttelmann ist das Wochenmarkt-Urgestein von Wadersloh: Seit 34 Jahren steht der Fischhändler aus Bremerhaven im (derzeit eisigkalten) Schatten von St. Margareta und hat neben frischem Fisch vor allem auch freundliche Worte für seine Stammkunden und Neukunden parat. Die norddeutsche Mentalität und der nette Schnack kommen gut an. Auch der frische Fisch wird gerne gekauft. Ein paar Schritte und ein Marktstand weiter bei Antonius Voß vom Landhandel Voß wissen die Stammkunden den netten Smalltalk und die gute Beratung über Obst und Gemüse zu schätzen. Also alles in Butter könnte man meinen.
Marktbeschicker wünschen sich mehr Unterstützung
Die Frische und Qualität der regionalen Erzeuger ist die eine Seite, die Unterstützung seitens der Gemeinde Wadersloh die andere. Denn so richtig zufrieden sind die Markthändler nicht mit dem Markt, der eigentlich jeden Donnerstag Scharen an Menschen anlocken könnte. Tatsächlich hat man sich in der Vergangenheit im Rathaus bemüht, den Markt attraktiver zu gestalten und neue Händler zu gewinnen. Doch die hatten oft nicht genug Durchhaltevermögen und verliessen den Markt schnell wieder. Irmgard Schnitker steht seit fast drei Jahrzehnten mit Honigprodukten auf dem Wochenmarkt und wünscht sich, wie auch ihre Marktkollegin Lena Dohr („Deko Dohr’a“), dass die Wirtschaftsförderung mehr auf die Wünsche der Marktbeschicker eingeht.
Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Das Ordnungsamt und die Wirtschaftsförderung sind regelmäßig vor Ort, um mit den Marktbeschickern ins Gespräch zu kommen oder auch neue Händler einzuweisen.“ Wie schwer die Akquise neuer Händler ist, wissen Marktbeschicker, Kunden und die Gemeinde Wadersloh gleichermaßen. „Dieses Bestreben ist bislang nur teilweise gelungen, zumal die Händler bezüglich ihrer Beschickung in einer festen Orts-Struktur verankert sind und sie den Wechsel zu einem anderen Markt -insbesondere einem kleineren- von der jeweiligen Kundenfrequenz und Wirtschaftlichkeit abhängig machen“, lautet das Statement von Wirtschaftsförderin Birgitt Stolz. Als große Errungenschaft sieht die Gemeinde Wadersloh die Installation eines Parkverbotsschilds auf dem Marktplatz. „Dafür mussten wir sehr lange kämpfen“, sagen Irmgard Schnitker und Lena Dohr.
Zukunft des Markts hängt am seidenen Faden
Die letzte Pressemitteilung aus dem Rathaus zum Thema „Wochenmarkt“ erschien eine Woche nach der Anfrage unserer Redaktion in Bezug auf die bisher durchgeführten Maßnahmen seitens der Wirtschaftsförderung. Allzu häufig gibt es diese Pressemitteilungen nicht. Die Gemeinde Wadersloh möchte die Frequenz erhöhen und verstärkt in der Presse auf dem Wochenmarkt verweisen. Das ist auch der Wunsch der Marktbeschicker und der Stammkunden: „Der Markt hat Zukunft. Aber es sollte mehr Werbung gemacht werden. Viele junge Familien wissen nicht einmal, dass es den Markt gibt“, sagt Irmgard Schnitker. „Die Gemeinde wollte eigentlich richtig was auf die Beine stellen. Die ersten Wochen ging es dann noch. Aber dann haben wir nie wieder einen davon gesehen“, bedauert Günter Büttelmann. Ein wöchentliches Aktionsangebot, etwas mehr Werbung und ein paar mehr Händler. Es sind wenige Stellschrauben, an die gedreht werden müsste, damit der Wochenmarkt im Herzen Waderslohs belebt werden kann, davon sind die Wadersloher Marktbeschicker überzeugt. „Wir brauchen Unterstützung. Sonst sind wir auch irgendwann nicht mehr da. Und das wollen wir nicht“, sagt Lena Dohr.
Kommentar von Mein-Wadersloh.de: Die Bereitschaft, gemeinsam den Wochenmarkt voranzubringen, scheint prinzipiell gegeben zu sein. Eigentlich könnte das wöchentliche Angebot also eine win-win-Situation für alle Akteure sein. Die Marktbeschicker können ihren Waren anbieten und direkt mit den Kunden ins Gespräch kommen. Die Kunden erhalten frische und qualitativ hochwertige Waren und Beratung. Die Gemeinde Wadersloh schafft einen Ort der Kommunikation und bereichert das Angebot vor Ort. Vielleicht sollte man einfach mal einen „Wochenmarkt-Workshop“ anbieten und gemeinsam Ideen für die Zukunft entwickeln. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Event-Wochenmarkt in einer Sommernacht? Mit Infoständen rund um gesunde Ernährung, heimischen Spezialitäten, Show-Cooking und Rahmenprogramm? Gerne bietet Mein-Wadersloh.de den „Digitalen Dorfbrunnen“ (Facebook-Gruppe, externer Link) zur Entwicklung weiterer Ideen an.
Fotos/Video/Text: B. Brüggenthies