Wadersloh (mw/bb). Auf der Tagesordnung des öffentlichen Teils des Umweltausschusses (6. Mai) findet sich kein Verweis, gut möglich, dass die Kommunalpolitik im nicht-öffentlichen Teil oder im Bauausschuss (21. Mai) über das weitere Vorgehen in Sachen „Windpark im Eichelgarten“ berät. Der Rat der Gemeinde Wadersloh hat in seiner Sitzung am 19. März 2024 die frühzeitige Beteiligung der 34. Änderung des Flächennutzungsplanes in dieser Sache beschlossen. Am heutigen Sonntag (5. Mai) endet die Frist für die Stellungnahmen. MW-Leser Reinhard Holle sieht dem geplanten Ausbau der Windenergie mit großer Sorge entgegen.
In einem Leserbrief äußert R. Holle als Bürger von Diestedde seine Besorgnis über den geplanten Ausbau von Windkraftanlagen in der Gemeinde Wadersloh. Trotz der bereits hohen Anzahl an Windkraftanlagen im Münsterland sollen zwei weitere, über 250 Meter hohe Anlagen gebaut werden. Holle betont, dass dies zu erheblichen Belastungen für die Bewohnerinnen und Bewohner führt, wie Lärm, Infraschall und eine gestörte Landschaftsästhetik. Die mangelnde Infrastruktur für die Netzintegration gefährde seiner Meinung nach die Energiewende, während ungenutzter Strom und Entschädigungen die Strompreise erhöhen.
Holle fordert, die Lebensqualität und Meinungen der Anwohner stärker zu berücksichtigen und kritisiert, dass der Erneuerbare-Energien-Erlass vom Land NRW ignoriert wird. Er beschreibt zudem seine persönliche Erfahrung: Windräder dominieren bereits den Blick aus seinem Fenster, erzeugen Geräusche und stören durch ihr blinkendes Licht. Er fordert eine nachhaltige Entwicklung, die von der Gemeinschaft getragen wird.
Der Leserbrief von R. Holle im Wortlaut:
Als besorgter Bürger von Diestedde möchte ich auf die problematische Situation hinweisen, die durch den geplanten weiteren Ausbau von Windkraftanlagen mit einer gigantischen Höhe von 250 Metern (Kölner Dom = 157 Meter) in unserer Gemeinde entsteht. Obwohl das Münsterland bereits überproportional zur Windenergie beiträgt, sehen wir uns mit neuen Projekten konfrontiert, die kurz vor der Aktualisierung des Regionalplans realisiert werden sollen.
In Diestedde befinden sich bereits 9 von 10 Anlagen der Gemeinde Wadersloh. Belastungen für die Anwohner sind groß: Lärm, Infraschall und ein stark beeinträchtigtes Landschaftsbild. Der geplante Bau von zwei weiteren Anlagen in unmittelbarer Nähe zum Dorf verschärft diese Probleme weiter.
Der fokussierte Ausbau der Windenergiekapazitäten, ohne die notwendige Infrastruktur für Netzintegration und Speicherlösungen, setzt zudem die gesamte Energiewende aufs Spiel. Immer mehr Strom kann nicht verbraucht werden, Anlagen werden vom Netz genommen, die Betreiber erhalten eine Ausfallentschädigung. Die Kosten dieses unkoordinierten Vorgehens tragen wir alle – durch höhere Strompreise und zusätzliche Belastungen für das EEG-Ausgleichskonto.
Der Erneuerbare-Energien-Erlass von NRW strebt eine gezielte Entwicklung in ausgewiesenen Konzentrationszonen an, um Natur und Lebensqualität zu schützen und die Akzeptanz der Energiewende zu sichern. Warum wird dieser Ansatz in unserer Gemeinde missachtet?
Ich fordere die verantwortlichen Entscheidungsträger auf, ihre Pläne zu überdenken und die Meinungen und das Wohlergehen der Diestedder Bürger in den Fokus ihrer Entscheidungen zu rücken. Es ist an der Zeit, das Vorgehen zu hinterfragen und eine Entwicklung zu fördern, die nachhaltig ist und von der Gemeinschaft getragen wird.
Reinhold Messner hat dies zudem gut zusammengefasst: „Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will: die Natur.“
Dazu hier mal ein/mein Beispiel [am Wohnort des Verfassers, Anm. d. Red.]:
Wenn ich aus meinem Fenster [Adresse aus Datenschutzgründen entfernt, Anm. d. Red.] runterschaue, ergibt sich folgendes Bild: Neben dem „kleinen“ Kirchturm dominieren die beiden Windräder, nördlich der Winkelstraße, den Horizont. [Bild links]
Nein, die stehen nicht nebeneinander, hier die Relation:
- Entfernung Kirchturm ca. 450 m
- Windrad links: ca. 1865 m
- Windrad rechts: ca. 1895 m
Nach der aktuellen Planung sollen wir dann, bei gleicher Blickrichtung, zwei weitere Windräder, die die bisherigen um über 40 m überragen, bewundern dürfen?
Im Rahmen der Berichterstattung zu den geplanten Göttinger Windrädern ist von einem Abstand von 500 m (!) zur Wohnbebauung die Rede. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen!
Nun, wem’s nicht gefällt, der kann seinen Blick ja abwenden. Daher hier meine Aussicht Richtung Süden. Hier umstellen die 6 Entruper Windräder den Diestedder Süden! [Bild rechts]
Und obwohl die beiden Rechten 935 m bzw. 1225 m entfernt stehen, ergibt sich, je nach Windrichtung, eine ganz hervorragende Geräuschkulisse, die sich bei jeder Rotordrehung in den Kopf wummert! Von dem nächtlichen rot-blinkendem Horizont mal ganz zu schweigen.
Und wenn ich nach Norden schaue, kann ich am Horizont auch die Windräder zwischen Sünninghausen und Oelde sehen…
zus. Quelle: Leserbrief von R. Holle