Wadersloh (mw/bb). Ausgerechnet wenn es um Worte geht, fällt es schwer an dieser Stelle welche zu finden. Denn am besten wäre es einfach gewesen, wenn man selbst beim „Waderslam!“ vor Ort im Jugendtreff „Villa Mauritz“ gewesen wäre. Dieses Event war in vielerlei Hinsicht ein Volltreffer und begeisterte die Zuschauerinnen, Zuschauer und die Teilnehmenden gleichermaßen. Der „Poetry Slam“ war das perfekte Beispiel dafür, was sich entwickeln kann, wenn man der Kunst und Kultur einen Raum zur Entfaltung gibt. Zum Glück gibt es noch zwei weitere Ausgaben in diesem Jahr. Vorab sei verraten: Der Besuch lohnt sich! Dorf-Kultur-Leben: Mein-Wadersloh.de war für die Presse exklusiv vor Ort.
Niko Sioulis fühlte sich wohl – das war offenkundig. Der Bielefelder steht hinter dem Projekt „Slam OWL“ und lebt das Thema Poetry Slam seit 11 Jahren. Als Moderator und Workshop-Ausrichter begeistert er auch andere für diese besondere Kunstform. Aber was sind Poetry Slams eigentlich? Kurz gesagt, handelt es sich dabei um einen kreativen, literarischen Wort-Wettwettbewerb (Anm. d. Red.: In der Entwurfsfassung stand hier noch das Wort Wettstreit, aber da der Abend so harmonisch war, wurde das Wort in der finalen Fassung ausgetauscht). Auf der Bühne tragen Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbstgeschriebene Texte vor Publikum vor. Dieses vergibt im Anschluss Punkte und ganz zum Schluss wird der oder diejenige mit dem höchsten Punktestand zum Sieger des Poetry Slams gekürt. Aber soviel sei vorab gesagt: An diesem Abend gab es eigentlich ausschließlich Gewinner, denn im Mittelpunkt stand der Spaß – und von dem gab es wirklich reichlich!
Poetry Slams dienen der Selbstentfaltung und ermöglichen es, Gefühle, Gedanken und Gemütszustände in Textform auszudrücken. Ihre einzigartige Spannung entsteht durch die bunte Themenvielfalt. Mal lustig und humorvoll, dann traurig und emotional, vielfältig und inklusiv: In der „Villa Mauritz“ zeigten Eva-Lisa, Merisa, Isy, Isabell, Najla und Rieke ihr beeindruckendes Können. So ging es mal um das Thema Geschwister, das Leben zwischen zwei Welten, Träume, gesellschaftliche Missstände, Schwermutbewältigungsmaßnahmen, WG-Partys, Alltagsrassismus, Heimat, Zugehörigkeit, Freundschaft, Weißbauchtiere (Anm. d. Red. Dabei handelt es sich um Süßigkeiten), Aufschieberitis, Liebeskummer, (Im)Perfektion, Hoffnung, Konsum und Glück. Diese viele Facetten waren kleine literarische Schlaglichter, die von den Teilnehmer*innen gekonnt auf den Punkt gebracht wurden. Überraschend dabei war, dass einige der spannungsgeladenen Texte erst Stunden vor der Veranstaltung von Alltagserlebnissen inspiriert und zu Papier gebracht und dann mit Zeitlimit vorgetragen. Da kann man nur den Hut ziehen!
Außer Konkurrenz ging Luis Castellon (13) aus Liesborn an den Start und berichtete von einem ganz alltäglichen Problem: dem Aufschieben. Ein echter Volltreffer! Bitte mehr davon ! Die Endrunde konnte – wenn es nach Punkten geht – Merisa Ferati aus Bielefeld für sich entscheiden. Doch einen Preis hätten eigentlich alle an diesem Abend verdient, denn es gehört eine ganze Menge Selbstbewusstsein dazu, sich mit eigenen Texten zu offenbaren und die Menschen auf diese Art anzusprechen und zu berühren. Neben der bunten Bandbreite an Texten war auch das Publikum bunt gemischt. Das Team des Jugendtreffs „Villa Mauritz“ rund um Leiterin Anna Marras hat eine sehr gute Wahl getroffen mit dem „Waderslam!“. Dank der Vielfalt regten sämtliche Vorträge zum Nachdenken an und schüren schon jetzt die Vorfreude auf den nächsten Poetry Slam. Am 16. Juni 2023 geht der „Waderslam!“ in Runde 2.
Impressionen vom „Waderslam!“ im Jugendtreff Villa Mauritz
Fotos/Text: B. Brüggenthies